Düsseldorf Düsseldorfs kulturelle Perle

Düsseldorf · Das Benrather Schloss mit seinen kunstvollen Gärten ist zweifellos das Schloss der Schlösser in der Landeshauptstadt. Zwar schaffte es bislang den Sprung zum Weltkulturerbe nicht. Aber dafür lebte dort die Person, die zur Vorlage für Weltliteratur wurde: Elisabeth von Ardenne alias "Effi Briest".

 Schloss Benrath war von Anfang an - 1773- als Lustschloss konzipiert: Hier sollten sich seine Bewohner vom anstrengenden höfischen Zeremoniell erholen

Schloss Benrath war von Anfang an - 1773- als Lustschloss konzipiert: Hier sollten sich seine Bewohner vom anstrengenden höfischen Zeremoniell erholen

Foto: Andreas Bretz

Bei Abenddämmerung ein Picknick im Park, dazu spielt ein namhaftes Orchester klassische Musik — und später wird das tiefe Blau der Nacht noch durch ein Feuerwerk erleuchtet. Jahr für Jahr ereignet sich dieses Musikfestival an einem Ort, der nicht besser dafür geschaffen werden könnte. Schloss Benrath bietet die perfekte Kulisse, um sich einen Abend lang selbst wie ein Fürstengeschlecht zu fühlen.

 Der Weiher lädt noch immer zum Verweilen und Träumen ein.

Der Weiher lädt noch immer zum Verweilen und Träumen ein.

Foto: Andreas Bretz

In der Tat wurde das Anwesen 1773 als ländliches Lustschloss, als "maison de plaisance", angelegt, und schon damals waren Schloss und Park als Gesamtkunstwerk zu sehen. So spiegeln sich Architektur und Aufteilung der Räume in der Gliederung des Parks wider. Im Auftrag von Kurfürst Carl Theodor baute Nicolas de Pigage das Schloss mit dem Ziel, ein Bauwerk perfekt in die Natur einzubetten.

Mehr als 100 Jahre später residierte eine Person im Schloss, deren Schicksal Theodor Fontane als Vorlage für seinen Roman "Effi Briest" diente. Von 1881 bis 1884 verlebte Baronin Elisabeth von Ardenne dort kurze, glückliche Tage. Immer, wenn sich die ersten Lichtstrahlen morgens über das Benrather Schloss tasteten, war die Baronin die Erste, die wach war. Denn gemeinsam mit ihrem Ehemann — seinerzeit Rittmeister bei den Düsseldorfer Husaren — bewohnte sie den Ostflügel des Anwesens.

Doch es war nicht ihr Mann, der es vermochte, die Adelige glücklich zu machen. Der Düsseldorfer Amtsrichter und Hobbymaler Emil Ferdinand Hartwich eroberte ihr Herz, wurde ihre Liebschaft — und wenig später auch ihr Verhängnis. 1886 erschießt ihr Ehemann ihren Geliebten im Duell. Während der Sprung zur Weltliteratur durch diese Geschichte gelang, bleibt dem Anwesen im Süden Düsseldorfs eines bislang verwehrt: die Aufnahme in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes.

Eingesetzt hatten sich dafür etwa die Stiftung Schloss und Park Benrath sowie der Förderverein. Für eine Aufnahme sieht es jedoch in absehbarer Zeit nicht gut aus. So sind 890 Stätten in 148 Staaten als Weltkulturerbe aufgelistet, aber weltweit sehr ungleich verteilt. Gerade was die Zahl historischer Baudenkmäler betrifft, gibt es ein Übergewicht in Europa. Aktuell versucht die Unesco, dieses Ungleichgewicht nicht größer werden lassen. So haben Schlösser und Ensembles in Europa schlechte Karten.

Aber auch ohne Weltkulturerbe lohnt sich ein Ausflug zum Schloss, das mit seiner klassizistisch-barocken Fassade wie eine Zuckerguss-Torte vor einem liegt. Neben Führungen durch Park und Schloss gibt es auf dem Anwesen auch Museen. So findet sich im Ostflügel des Schlosses das Museum für Europäische Gartenkunst. Es widmet sich dem Zusammenspiel von architektonischen und gartenkünstlerischen Vorstellungen der Benrather Anlage.

Im Westflügel des Schlosses sitzt das Museum für Naturkunde, das gerade jungem Publikum viel Programm bietet. Wenige Meter entfernt findet sich ein weiterer Ort der Künste. Der in der Tanzszene renommierte Choreograph VA Wölfl trainiert im Marstall mit seiner Truppe "Neuer Tanz", gastiert auf den Bühnen dieser Welt. Er liebt die Freiheit, die die Sparte Tanz erlaubt: "Alles ist flexibel und wandelbar. Eine Plattform, auf der sich die Künste vereinen", sagt Wölfl. Auch dafür bietet Schloss Benrath sie wieder — die perfekte Kulisse.

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