Filiale nach 43 Jahren dicht gemacht Kunden trauern um Bochumer „Ghetto“-Netto

Bochum · Er wurde „Ghetto“-Netto genannt und war Anlaufstelle für alle Anwohner. Nun hat die Filiale in Bochum dicht gemacht. Die Kunden trauern um ein Stück Heimat und haben vor dem Laden ein Kreuz aufgestellt.

Der Netto-Markt in Bochum auf der Universitätsstraße gehörte irgendwie zum Straßenbild dazu. Über Jahrzehnte hinweg war der Markt die Einkaufsmöglichkeit Nummer eins. Doch seit dem 13. April dieses Jahres hat er geschlossen - und wird wohl nie wieder öffnen.

Die Anwohner sind traurig, vermutlich ein ehemaliger Kunde des Nettos hat nun eine ganz besondere Trauerbekundung an den Markt errichtet. Vor der geschlossenen Nettofiliale wurde ein Kreuz aufgestellt mit der Inschrift: „1976 – 2019. R.I.P Ghetto-Netto“. In der Facebook-Gruppe „Du bist ein Bochumer, wenn“ wurden die Bilder geteilt.

Der Abschied vom Discounter scheint den Menschen in Bochum nahe zu gehen. Neben dem Kreuz hängt eine fiktive Todesanzeige: „Denn es geschehen Dinge, die wir nicht begreifen können. Wir stehen machtlos und stumm daneben. Nichts stirbt, was in unserer Erinnerung ist. Die Zeit heilt alle Wunden, sie lehrt uns mit dem Unbegreiflichen zu leben.“

Wie das Portal „Derwesten.de“ berichtet, plant Netto nicht, die Filiale wieder zu öffnen. Aufgrund der Begebenheiten vor Ort „hinsichtlich Größe und Gestaltung“ entspräche die Filiale nicht mehr den Anforderungen, so eine Netto-Sprecherin.

Der Begriff „Ghetto“ wurde in der Nazi-Zeit geprägt und bezeichnete Wohnviertel, in denen Juden abgetrennt vom Rest einer Stadt leben mussten. Im aktuellen Kontext der Netto-Filiale wird „Ghetto“ von vielen verwendet, um das spezielle soziale Milieu um den Discounter zu beschreiben.

(mja)
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