Fall in Attendorn Angehörige schweigen weiter zu wohl jahrelang isoliertem Mädchen

Düsseldorf/Attendorn · Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen das Jugendamt wegen des Anfangsverdachts der Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt durch Unterlassen. Dort waren ab Herbst 2020 anonyme Hinweise zu dem Mädchen eingegangen.

Attendorn: Mädchen jahrelang im Haus eingesperrt
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Mädchen in Attendorn offenbar jahrelang eingesperrt

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Foto: dpa/Markus Klümper

Kostenpflichtiger Inhalt Im Fall des mutmaßlich jahrelang in einem Haus im sauerländischen Attendorn isolierten Mädchens schweigt die Mutter weiter zu den Vorwürfen, ihre Tochter nicht hinausgelassen zu haben. Auch die ebenfalls tatverdächtigen Großeltern des Kindes, die in dem Haus wohnen, äußerten sich bislang nicht dazu, wie Patrick Baron von Grotthuss von der Staatsanwaltschaft Siegen am Donnerstag mitteilte. Mitarbeiter des Jugendamtes sollen demnach in den kommenden Tagen vernommen werden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Jugendamt wegen des Anfangsverdachts der Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt durch Unterlassen. Dort waren ab Herbst 2020 anonyme Hinweise zu dem Mädchen eingegangen. Entscheidend aktiv wurde das Amt aber erst nach einem Hinweis im Juni 2022, im September schließlich wurde das Haus gestürmt und die damals Achtjährige befreit.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sie jahrelang nicht hinausgelassen worden war. Dem mittlerweile neunjährigen Mädchen geht es den Ermittlern zufolge den Umständen entsprechend gut, es gibt weiter keine Hinweise auf Missbrauch oder Gewalt. Das Kind ist bei einer Pflegefamilie untergebracht, laut von Grotthuss kann es wohl erst Anfang des kommenden Jahres befragt und untersucht werden. Dazu ist demnach noch eine Erklärung des Ergänzungspflegers nötig.

Familienministerin Josefine Paul (Grüne) sagte am Donnerstag bei der Sitzung des Familienausschusses in Düsseldorf, das Jugendamt komme leider oft nur in der Öffentlichkeit vor, wenn etwas nicht gut gelaufen sei. Sie betonte, es gebe einen guten Austausch zwischen Jugendamt und Ministerium. Beim dortigen Bezirkssozialdienst waren angesichts des Falls Attendorn sechs neue Stellen geschaffen worden. Ob das ausreiche, wisse man erst, wenn sie auch besetzt seien, sagte Paul. Nach WDR-Informationen sind bislang noch zwei davon unbesetzt. Paul verwies auf den Fachkräftemangel in dem Bereich. Man müsse dafür sorgen, dass der Beruf wieder attraktiver werde.

(kag/dpa)
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