Folkwang Museum in Essen Karl Lagerfeld bittet zur Ausstellung

Essen · "Parallele Gegensätze" heißt die neue Schau im Essener Folkwang Museum, die die ganze Bandbreite des Schaffens von von Modeschöpfer Karl Lagerfeld ausbreitet: 400 Exponate – darunter Fotos, Zeichnungen, Entwürfe und ein Wandfries.

"Parallele Gegensätze" heißt die neue Schau im Essener Folkwang Museum, die die ganze Bandbreite des Schaffens von von Modeschöpfer Karl Lagerfeld ausbreitet: 400 Exponate — darunter Fotos, Zeichnungen, Entwürfe und ein Wandfries.

Karl Lagerfeld, der im Essener Folkwang-Museum mit der 400 Exponate umfassenden Ausstellung "Parallele Gegensätze" gastiert, hat sich selbst zur Marke stilisiert: Mit schneeweiß gepudertem Haarzopf, Sonnenbrille und kinnhohen Kragen zum schmalen Dior-Anzug ist er die unverwechselbare Erscheinung der internationalen Modewelt. Die Selbstinszenierung dient jedoch höherem Zweck, denn klappern, so der schlagfertige Modezar bei der Eröffnung, gehöre schließlich zum Handwerk.

Dass er das beherrscht, belegt die Schau, die übersichtlich gegliedert die Bandbreite seines kreativen Universums zeigt. Herzstück ist der Raum Chanel, der den ungeheuren Aufwand hinter Haute-Couture-Schauen vorführt. Der Designer konzipiert gleichzeitig mit der Kollektion deren Vermarktung, nicht nur die Stoffe werden ausgewählt und Entwürfe skizziert — auch das Set für die Präsentation im Grand Palais wird akribisch vorbereitet, die Bühnenbilder im Miniaturformat gebaut.

Die Kleider — einige der hauchzarten, reich bestickten Schöpfungen aus der Winterkollektion sind zu sehen — benötigen mehrere Schneiderinnen, die 200 bis 300 Stunden an einem Teil arbeiten. Dass so ein Stück dann mehr kostet als manch einer im Jahr verdient, leuchtet ein.

Die Werbekampagnen entwirft und fotografiert der Meister selbst, und im Medium der Fotografie zeigt sich eindrucksvoll seine Bandbreite. Lagerfelds Strecken zeigen nie nur Kleidungsstücke, vielmehr erzählen sie ganze Geschichten, laden auch zum Träumen ein.

Wenn er in fremdem Auftrag arbeitet, Champagner oder Autos ins beste Licht rücken soll, geraten die Arbeiten zu Kunstwerken: Statt eine noble Karosse einfach in Szene zu setzen, fängt er den sich im Lack spiegelnden Wolkenhimmel ein, statt Champagnerflaschen abzulichten, werden erotisch-amüsante Anekdoten rund um das prickelnde Getränk entwickelt.

Überhaupt greift er gerne Geschichten auf. Ein sechzehn Meter langer Wandfries erzählt die Reise des Odyseuss in groben Pixeln auf Acryl-Glas gedruckt. Goethes Faust wird modern interpretiert — mit Claudia Schiffer als Gretchen und Davids Copperfield als Mephisto. Gruselig wird es beim Porträt des Dorian Grey, das den Alterungsprozess mit zwei Fotomodellen drastisch vor Augen führt. Auch Künstler wie Edward Hopper, Anselm Feuerbach oder Oskar Schlemmer inspirieren Lagerfeld zu Bild-Findungen, so dass Pelze präsentierende Modelle zu pathetischen Matronen aus Feuerbachs sehnsuchtsvollen Italien-Bildern werden.

Zu Lagerfelds Leidenschaften zählen Bücher: Unzählige besitzt er — das belegt sein in der Schau nachgebautes Arbeitszimmer; und unzählige hat er entworfen und herausgegeben. So wird auch sein Buchladen "7L" in Paris, der eine vom Meister kuratierte Bibliothek ist, hier als pop-up-store nachgebaut. So kann der Besucher wenigstens ein kleines Stück Lagerfeld käuflich erwerben.

(RP)
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