Filmfest Düsseldorf Mit Popcorn in den Hörsaal

Seit Jahren organisieren Studierende an der Heinrich-Heine-Universität in kompletter Eigenregie das Filmfest Düsseldorf. Unser Autor ist Teil des Teams. Er berichtet über die Arbeit der Festivalmacher und worauf sich die Zuschauer freuen können.

 Kino einmal anders erleben können Zuschauer beim Filmfest Düsseldorf.

Kino einmal anders erleben können Zuschauer beim Filmfest Düsseldorf.

Foto: Hannah Heimbuchner

Das Licht im Foyer atmosphärisch gedimmt, der Geruch von warmem Popcorn in der Luft, die Geländer mit Lichterketten und Ballons geschmückt. Die Gäste tummeln sich aufgeregt und erwartungsvoll murmelnd auf dem Roten Teppich, welcher in den großen Vorführungssaal führt. Nach und nach füllen sich der Saal und die Zuschauerreihen. Das Licht und die Gespräche erlischen, und auf der Leinwand erleuchtet das runde Logo des Filmfests Düsseldorf. Auch, wenn das alles sehr nach Kino klingt, befinden wir uns eigentlich vor und im größten Hörsaal der Heinrich-Heine-Universität. Hier wird seit 2003 traditionell das Filmfest Düsseldorf gefeiert. Gestartet als kleines Studierendenprojekt, steht mittlerweile ein eingetragener Verein hinter dem Festival. Dieser wird und wurde über die 19 Jahre hinweg komplett studentisch geführt und organisiert.

Nachdem das Düsseldorfer Filmfest im vergangenen Jahr rein digital stattfinden musste, darf in diesem Herbst wieder gemeinsam der Kurzfilm gefeiert werden. Ob Student oder nicht, jeder ist eingeladen am 24. und 25. November auf dem Campus der HHU spannende und innovative Filme zu erleben, sich darüber austauschen und für seine persönlichen Favoriten abstimmen. Die zehn besten Filme werden dann eingepackt und von der Uni zum Weltkunstzimmer gebracht. Hier zwischen Ateliers und Backsteinwänden findet am 26. November der Final-Abend statt. An diesem werden dann auch die vier Preise des Filmfests Düsseldorf verliehen: die beiden Publikumspreise für Filme unter und über 15 Minuten, dotiert mit je 750 Euro, der Teampreis mit 500 Euro und der Preis der Fachjury (1000 Euro).

Doch bis zum eigentlichen Filmfest war es ein langer Weg. In diesem Jahr durfte sich das Organisationsteam über 1200 internationale Filmeinsendungen freuen. Alle hat sich das Akquise-Team des Filmfests Düsseldorf intensiv angeschaut und darüber diskutiert. Herausgekommen ist ein vielseitiges Programm aus 20 Festival-Filmen. Für die eingesandten Filme hatten die Regisseure und Regisseurinnen völlig freie Hand in der Auswahl des Themas und der Machart ihres Kurzfilms. Einzige Bedingung: Jeder Film muss zwischen 3 und 30 Minuten lang sein. Außerdem hat sich das Filmfest Düsseldorf zur Aufgabe gemacht, ausdrücklich junge Nachwuchsfilmemacher zu fördern. Aus diesem Grund dürfen nur Regisseure und Regisseurinnen teilnehmen, die noch nicht mehr als fünf Filme veröffentlicht haben.

Aus den vielen, vielen Einsendungen hat das Auswahl-Team schlussendlich ein spannendes Programm aus zwanzig qualitativ hochwertigen Kurzfilmen herausgefiltert, die junge und kreative Ideen und Geschichten präsentieren. So erzählt zum Beispiel in diesem Jahr der Animationsfilm „Fuelled“ einer kanadischen Künstlergruppe die Geschichte einer Katze, die auf eigene Faust versucht, im Mord an ihrem Geliebten zu ermittelt. Der Film hat dabei wenig mit kindlichenm Zeichentrick zu tun, sondern schafft es mit atmosphärischen Bildern die teils blinde Wut und Verzweiflung seiner Protagonistin auf den Punkt zu bringen.

Ganz anders, aber ebenso spannend ist die Prämisse des niederländischen Films „Shiny New World“ von Jan van Gorkum. Der Film dokumentiert humoristisch die Arbeit eines fiktiven, absonderlichen Reinigungsunternehmens. Dieses hat sich zur Aufgabe gesetzt, speziell Häuser zu reinigen, welche in Folge von obskuren Ritualen von Flüchen und Dämonen verwüstet wurden –  quasi ein Tatort-Reiniger für Horrorfilme. Deutlich emotionaler wird es im belgischen Film „July 96“ von Michèle Jacob. Erzählt wird die Geschichte der zehnjährigen Sophie, die mit ihrer Mutter und ihrer älteren Cousine Laurence in den Urlaub fährt. Doch Laurence ist über das letzte Jahr erwachsener geworden, für sie gefühlt zu erwachsen für ihre Freundschaft zu der jüngeren Sophie. „July 96“ begleitet in warmen Bildern und lebensnahen Szenen diese sich wandelnde Freundschaft und beschäftigt sich mit der Unsicherheit vor dem Erwachsenwerden und der Angst vor dem letzten Sommer als Kind.

Das Programm ist also breit gefächert. Es ist zu spüren, wie viel Arbeit, Qualität und Kreativität in Kurzfilmen stecken kann, welche vor allem von den frischen und jungen Ideen der Nachwuchsfilmemachenden leben. Das Filmfest Düsseldorf gibt dem oft unterschätzten Kurzfilm einen Raum und lädt dazu ein, diesen gemeinsam zu erleben und zu feiern.

Das Filmfest Düsseldorf wird seit 2003 von einem jährlich wechselnden Team aus rund 60 motivierten Studierenden der Medien- und Kulturwissenschaft ehrenamtlich organisiert. Von der Beantragung von Fördergeldern bis zur Finanzbuchhaltung, vom Plakatdesign bis zum Marketing, von der Veranstaltungsplanung, über die Vorbereitung bis zur Durchführung: Alles geschieht in Eigenregie der Studierenden. Über die Jahre hat sich so eine gewisse Professionalität eingespielt, und doch gibt das jeweilige Jahres-Team dem jeweiligen Filmfest stets eine ganz persönliche Note. Es lohnt sich also, in den dunklen November-Wochen das Filmfest Düsseldorf zu besuchen und zu unterstützen. Hier kann man gemeinsam erleben, wie vielseitig, beeindruckend, aber auch berührend junge Kurzfilme sein können.

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