Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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Hinreißend: Susanne Tremper in "Meisterklasse"

Der Flügel ist frisch poliert, der Pianist bereit zum Einsatz. Die Diva rauscht herein, hebt beschwörend die Hände und befiehlt den Zuschauern: "Keinen Applaus bitte! Wir sind nicht im Theater. Wir sind hier, um zu arbeiten. Singen ist eine ernste Angelegenheit!"

Natürlich sind wir im Theater. Wir erleben die Premiere von "Meisterklasse" in der "Komödie". Und wohnen gleichzeitig den Kursen bei, die Maria Callas ab 1971 an der New Yorker Juillard School gab. Da war ihre glanzvolle Karriere schon verblüht, die Stimme brüchig und zittrig geworden. Geschickt verknüpft der Autor Terrence McNally mehrere Ebenen. Auf der Bühne begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart. Vor der Projektion der Mailänder Scala beleuchten Rückblenden die Triumphe der Callas ("ich hatte 37 Vorhänge") und ihren nie verwundenen Rauswurf aus dem bedeutendsten Opernhaus der Welt: "Sie mochten meine Seele nicht." Auf ihr trampelte auch ihr Geliebter Aristoteles Onassis herum. Der sagenhaft reiche Emporkömmling schnappte sich die Sangesgöttin als Trophäe. Und warf sie ungerührt weg, als er Jackie Kennedy heiratete. Sein ungewolltes Kind, das die Callas gebar, lebte nur zwei Stunden. Wenn Susanne Tremper dies erzählt, wiegt sie einen Strauß blutroter Rosen im Arm, als hielte sie ein Baby. Zum Weinen schön ist das.

Die Schauspielerin verleibte sich "La Divina" so intensiv ein, dass es einem den Atem nimmt. Ihre Wunden verbirgt sie unter einem Panzer aus Härte. Aber nichts ist vergessen. Weder die Eifersucht auf die schönere Schwester noch der Spott in ihrer Jugend, dem sie stählern trotzte. Vom "hässlichen Fettkloß mit dicker Brille und schlechter Haut" hungerte sie sich zur begehrenswerten Frau herunter. Sie sang wie ein Engel und betörte die Welt. Ihre Ansprüche sind hoch, ihren Schülern fordert sie Disziplin, Konzentration, Courage und Hingabe ab. Unerbittlich streng taucht sie die jungen Sänger in ein Wechselbad aus Wohlwollen, Herablassung und Häme.

Amüsant für die Zuschauer, demütigend für die Opfer. Bei der naiven Sopranistin im grünen Fummel (Désirée Brodka) prescht die Callas nach nur einem Ton dazwischen, stoppt auch die spätere Arie: "Ich höre nur Konsonanten, ich höre keine Vokale." Der selbstbewusste Tenor (Michael Kurz) will ihr Feedback. "Mein was?" kreischt sie. Aber dann ist sie ergriffen von seinem Gesang. "Gehen Sie noch aus?" fragt sie süffisant die kesse Sharon (Agnes Lipka) im roten Abendkleid. Doch die schießt den Giftpfeil zurück und trifft die Diva mitten ins Herz.

Die Opernsänger und Pianist Klaus Lothar Peters sind gut, die Tremper ist hinreißend.

Weitere Aufführungen "Meisterklasse" in der klugen Regie von Susanne Altweger" – ein Meisterstück für die "Komödie". Bis 4. Mai, Karten unter 0211 133707, www.komoedie-steinstrasse.de

(RP)
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