Flirt-Coach gibt Tipps „Ich könnte schwören, du hast mich unter der Maske angelächelt“

Düsseldorf · Der Lockdown hat flirten und daten unmöglich gemacht. Aber auch jetzt machen es Maske und Hygieneabstand nicht gerade einfach. Flirt-Coach Horst Wenzel erklärt, wie es trotzdem funktionieren kann.

 Horst Wenzel leitet die Flirt-University in Köln.

Horst Wenzel leitet die Flirt-University in Köln.

Foto: Horst Wenzel

Was hat sich durch Corona beim Thema Flirten und Daten verändert?

Horst Wenzel Wer unsicher war, ist noch unsicherer geworden. Wer einsam war ist noch einsamer geworden. Und viele Beziehungen, die auf der Kippe standen, sind in die Brüche gegangen. Deshalb gibt es im Moment nach unserem Eindruck auch erheblich mehr Singles als noch vor dem Lockdown. Und Online-Dating boomt noch mehr als vorher.

Das liegt ja auch sicher daran, dass es mit einer Maske auf dem Gesicht und 1,5 Meter Hygieneabstand nicht gerade leichter geworden ist zu flirten.

Wenzel So ist es. Viele Menschen haben ja schon ohne Maske ein Problem damit, die Mimik anderer zu deuten. Mit der Maske, ist es fast unmöglich ein Lächeln zu erkennen oder Augenkontakt herzustellen. Außerdem kommt es schneller zu Missverständnissen.

Aber trotzdem kann es ja passieren, dass man beispielsweise im Supermarkt jemanden ansprechen will. Was raten Sie dann?

Wenzel Interessanterweise sagen mir meine Klienten, dass der Hygieneabstand sie auch aufmerksamer für ihre Umgebung gemacht hat. Früher ist man einfach so unachtsam durch die Gegend gelaufen. Das geht jetzt nicht mehr. Das finde ich erstmal keine schlechte Grundlage. Es hilft aber, die Unsicherheit, die ja alle in der momentanen Situation haben, explizit zu machen.

Soll man also sagen: “Ich würde Sie ja eigentlich gerne ansprechen, aber der Hygieneabstand macht das ganz schön schwer”?

Wenzel Ich würde nicht Siezen und auch medizinische Fachbegriffe weglassen. Aber warum nicht so etwas sagen wie: “Moment mal, ich könnte schwören, du hast mich gerade unter deiner Maske angelächelt”. Das ist locker, charmant, greift die Situation auf und kann ein Eisbrecher sein. Man könnte auch sagen, „Ihr zwei steht hier so nett zusammen, aber ich möchte euch nicht zu nahe kommen, deshalb winke ich mal lieber”.

Und dann ?

Wenzel Im besten Fall kommt man dann ins Gespräch. Wenn die Situation sich etwas gelockert hat, beginnt die gegenseitige Annäherung. Da würde ich dann immer gucken, wann der andere den Abstand verringert und dann auch näher ran rücken.

Corona ist kein HIV, aber trotzdem möchte man vielleicht wissen, ob der andere krank war oder einen Betroffenen in der Umgebung hat. Eine ganz schön unangenehme Situation, oder?

Wenzel Zumindest während des Lockdowns und kurz danach, hatte Corona schon eine ähnliche Stigmatisierung wie HIV. Mit jemandem auf der Couch zu sitzen, den man nicht gut kannte, war ja ein bisschen wie Sex ohne Kondom. Inzwischen ist das lockerer geworden. Aussprechen, wenn einem die Nähe unangenehm ist und natürlich Rücksicht auf Andere nehmen.

In NRW sind zwar Bars wieder geöffnet, aber insgesamt liegt das Nachtleben doch immer noch brach. Auch private Partys sind deutlich weniger geworden. Wo sollte man jetzt Ihrer Meinung nach hingehen, um jemanden kennen zu lernen?

Wenzel Am besten geht man dafür in den Park. Das ist auch virologisch der ungefährlichste Ort. Wir haben Sommer. Bei gutem Wetter zieht es also auch viele dorthin.

Aber auch dort schwingt die Devise Abstand zu halten immer mit. Wie nähert man sich dann am besten jemandem an, den man gerne kennenlernen würde?

Wenzel Zuprosten, rüber winken, einen Tick lauter sprechen, so dass die andere Gruppe es auch hört oder irgendwas bei der anderen Gruppe kommentieren, das sind alles ganz gute Wege, um ins Gespräch zu kommen.

Ein Beispiel?

Wenzel Am besten kommentiert man etwas und zwar forcierter. Die meisten denken, man sollte etwas fragen. Aber das stimmt nicht. Es ist besser, wenn man etwas kommentiert und dabei die Situation aufgreift. Sagen wir, da sitzt eine Gruppe im Park und hört die Red Hot Chilli Peppers. Dann könnte ich rüber rufen: “Ach guck mal, die Chilli Peppers spielen auch hier.” Oder man könnte sagen: “Ach hervorragend, da wird der kalte Weißwein ausgepackt. Wir hätten übrigens noch Bier dabei.”

Und dann?

Wenzel Dann ist es wichtig auf die Körpersprache der anderen zu achten. Beschützen die jetzt direkt ihre Weißwein-Flasche oder sehe ich eine offene Körpersprache und die holen vielleicht sogar schon ein Glas für mich raus? Man sollte in diesen Zeiten mit der tatsächlich Annäherung natürlich noch vorsichtiger sein, als zuvor.

Gehen Sie in Ihren Beispielen eigentlich immer davon aus, dass der Mann die Frau anspricht?

Wenzel Nein, es kann auch anders herum sein. Aber man muss schon sagen, dass in 90 Prozent der Fälle immer noch erwartet wird, dass der Mann den ersten Schritt macht. Es gibt allerdings wenige Frauen, die aktiv werden wollen. Und ich finde das auch richtig und gut. Wir sind immerhin im Jahr 2020.

Nehmen wir mal den schlimmsten anzunehmenden Fall und es kommt eine zweite Corona-Welle und damit ein zweiter Lockdown. Was raten Sie Singles, um dann besser durch diese Zeit zu kommen, als beim letzten Mal?

Wenzel Die richtigen Frühlingsgefühle mussten wegen dem ersten Lockdown ja leider ausfallen, umso wichtiger besser ist es, die Zeit jetzt wirklich zum Flirten und wie Daten zu nutzen und sein Liebesleben auf Vordermann zu bringen - erst recht unter dem Aspekt, dass es sein kann, dass wir nochmal einen Lockdown erleben.

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