DGB stellt Mängel fest Schlechtes Zeugnis von jedem dritten Arbeitnehmer

Berlin (RPO). In vielen deutschen Firmen sollte am Führungsstil gearbeitet werden. Fast jeder dritte Arbeitnehmer berichtet nämlich von einer schlechten Betriebskultur. Beschäftigte vermissen Wertschätzung ihrer Arbeit, Aufstiegschancen und Kollegialität. Sie fühlen sich allein gelassen und nicht genug gefödert.

Das ist gute Arbeit aus Sicht der Beschäftigten
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Foto: ddp

Mehr als ein Drittel der deutschen Beschäftigten haben ihrer Meinung nach einen schlechten Arbeitsplatz. Das geht aus einer repräsentativen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Für den sogenannten Index "Gute Arbeit" wurden nach Gewerkschaftsangaben 6000 Beschäftigte - von Minijobbern bis zu leitenden Angestellten - zu ihren Arbeitsbedingungen befragt.

Bei 34 Prozent der Arbeitsplätze hätten die Befragten unter anderem über zu hohe Belastungen, zu geringes Einkommen oder zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten geklagt. Nur 12 Prozent der Arbeitsplätze wurden laut Studie umfassend positiv eingestuft. Die Mehrheit von 54 Prozent liege im Mittelfeld.

"Der berufliche Alltag in Deutschland ist geprägt von Arbeits- und Zeitdruck, körperlich einseitiger oder schwerer Arbeit und emotionalen Belastungen", sagte DGB-Chef Michael Sommer. Je geringer das Einkommen, desto schlechter seien die Arbeitsbedingungen. Beschäftigte aus dem Niedriglohnsektor hätten deutlich öfter von gesundheitlichen Belastungen, respektlosem Umgang und einem Mangel an Aufstiegschancen berichtet als Besserverdiener, sagte Sommer.

Besonders schlecht sind laut Umfrage Hilfsarbeiter und Leiharbeiter gestellt. "Das widerlegt die Behauptungen der Zeitarbeitsbranche, die mit großem PR-Einsatz versucht, vom nach wie vor verbreiteten Schmuddelimage wegzukommen", sagte IG Metall-Vorsitzender Jürgen Peters. ver.di-Chef Frank Bsirske forderte, den Missbrauch von Leiharbeit als "Lohndrücker-Instrument" zu stoppen.

Nur jeder zweite Beschäftigte geht der Studie zufolge davon aus, dass er seine Arbeit unter derzeitigen Bedingungen bis zum Rentenalter machen könne. Die geplante Rente mit 67 sei daher ein "gigantisches Rentenkürzungsprogramm", kritisierte Sommer.

Der Arbeitsklimaindex habe insgesamt einen Wert von 58 Punkten erreicht, während die Spanne für "gute Arbeit" bei 80 bis 100 Punkten liege. "Das signalisiert große Defizite", sagte Sommer. Künftig will der DGB den Index jährlich erheben.

(afp)
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