Neue Bundesregierung „Mehr Wohnraum ist die einzige Antwort“

Der Koalitionsvertrag von SPD, Grüne und FDP enthält zahlreiche Passagen zu Immobilienthemen. Dazu gehören unter anderem Miete, Wohnungsbau und Klimaschutz. Branchenexperten begrüßen die Pläne weitgehend.

 Ambitionierte Pläne: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte, verspricht die Ampelkoalition.

Ambitionierte Pläne: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte, verspricht die Ampelkoalition.

Foto: dpa/picture alliance / dpa

Die neue Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP hat im Koalitionsvertrag auch Immobilienthemen Raum gegeben. Zusammengefasst heißt es: „Wohnen ist ein Grundbedürfnis und so vielfältig wie die Menschen. Wir werden das Bauen und Wohnen der Zukunft bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm, innovativ und mit lebendigen öffentlichen Räumen gestalten. Dabei haben wir die Vielfalt der Rahmenbedingungen und Wohnformen und individuellen Bedürfnisse der Menschen in ländlichen und urbanen Räumen im Blick.“

 Im Fokus steht der Aufbruch in der Bau-, Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik. Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen. Für Alexander Surminski, Geschäftsführer von immocation.de, ist das genau die richtige Richtung. „Mehr Wohnraum schaffen ist die einzig funktionierende Antwort auf Wohnungsmangel in Ballungsgebieten. Ob 400.000 Wohnungen pro Jahr machbar sind, werden wir sehen. Unsere Experten halten das für sehr ambitioniert.“

 Dennoch sieht Surminski für private Immobilieninvestor wesentliche Entwicklungen: „Die überhitzte Situation in den A-Lagen könnten sich in einigen Jahren entspannen – dort einfach nur mit steigenden Preisen zu spekulieren, war aber ohnehin noch nie eine gute Idee. Egal wo: Eine Immobilieninvestition sollte ohne Wertsteigerung Sinn machen und in Objekte geschehen, die zu den attraktiven Immobilien in der jeweiligen Lage gehören.“ Bei der Schaffung von Wohnraum soll es finanzielle Erleichterungen geben, sagt Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Sebastian Loosen (WWS-Gruppe). Unter anderem sollen die Mittel für den sozialen Wohnungsbau und die soziale Eigenheimförderung erhöht werden, und die Ampel will eine neue Wohngemeinnützigkeit mit steuerlicher Förderung und Investitionszulagen auf den Weg bringen. Ein Punkt für Investoren: „Die lineare Abschreibung für den Neubau soll von zwei auf drei Prozent angehoben werden, um eine klimagerechte Neubauoffensive zu starten. Gestärkt werden soll auch der Einsatz für altersgerechtes Wohnen und Barriereabbau. Hierfür will die Ampel laut Koalitionsvertrag die Mittel für das KfW-Programm aufstocken.“

 Auch der Klimaschutz im Gebäudebereich soll vorangetrieben werden. Ab 2025 sollen neu eingebaute Heizungen auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden müssen, und die Neubau-Standards sollen an den Standard KfW-Effizienzhaus 40 angeglichen werden. Bereits ab 2024 sollen bei wesentlichen Ausbauten, Umbauten und Erweiterungen von Bestandsgebäuden die auszutauschenden Teile dem Standard-Effizienzhaus 70 entsprechen müssen. Solarzellen auf Dächern sollen bei gewerblichen Neubauten verpflichtend, bei privaten Neubauten zur Regel werden. Darüber berichtet das Fachportal Haufe.de.

 Dazu sagt Alexander Surminski: „Die Gebäude in Deutschland müssen in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger CO2 produzieren. Diese Aufgabe haben wir alle gemeinsam. Wer eine Bestandsimmobilien saniert, muss in den nächsten Jahren mit höheren Kosten rechnen. Das ist nichts Neues und die Sanierungskosten steigen auch heute bereits durch höhere Löhne und Rohstoffpreise. Auch wer nur eine Eigentumswohnung kauft, sollte sich die Rücklagen der WEG anschauen und den Fahrplan zur Sanierung des Hauses verstehen.“

 Die neue Regierung will auch die geltenden Mieterschutzregelungen evaluieren und verlängern. Die Mietpreisbremse beispielsweise soll bis zum Jahr 2029 verlängert werden. Ab 100.000 Einwohnern muss es einen Mietspiegel geben. Darin sollen künftig die Mietverträge der letzten sieben Jahre einfließen. „Die Eingriffe sind moderat und reduzieren nur leicht die Mietsteigerung bei Bestandsmieten und in der Neuvermietung. Ein möglicher Wertverlust durch übertriebene Mietregulierung in den nächsten Jahren ist damit vom Tisch. Private, langfristig orientierte, Vermieter können so weiter rentabel vermieten und die anstehenden energetischen Sanierungen der nächsten Jahre stemmen“, betont Surminski.

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