Nach Schneechaos Winterreifen stark gefragt

Berlin (rpo). Der starke Wintereinbruch in Nordrhein-Westfalen und anderen Gegenden Deutschlands hat den Autofahrern offenbar die Notwendigkeit von Winterreifen vor Augen geführt. Doch wer in der vergangenen Woche auf Winterreifen umstellen wollte, musste Wartezeiten bein Händlern und Werktstätten in Kauf nehmen.

Fahren im Winter - so trotzen Sie Frost und Schnee
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Foto: AP

Noch ist Fahren mit Sommerreifen auf winterlichen Straßen nicht strafbar. Eine entsprechende Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist aber wohl für nächstes Jahr endgültig in Sicht. Schon jetzt jedoch kann ein Unfall wegen falscher Bereifung teuer werden. Gerichte geben Autofahrern häufig selbst bei unverschuldeten Unfällen wegen nicht angepasster Bereifung eine Teilschuld. Auch die Kasko-Versicherung kann wegen fahrlässigen Verhaltens des Halters ihre Leistungen kürzen.

Keinesfalls sollte aus Kostengründen auf den Kauf von Winterpneus verzichtet werden, raten ADAC-Experten. Schon eine einzige winterliche Karambolage sei bedeutend teurer als ein ganzer Satz Reifen. Auch sei zu bedenken, dass während der montierten Winterreifen die Sommerpneus geschont werden und somit entsprechend länger halten. Die diesjährigen Reifentests hätten zudem gezeigt, dass Qualität nicht zwangsläufig teuer sein müsse. Spitzenreifen in der gebräuchlichen Dimension 175/65 R 14 seien schon ab 45 Euro zu haben. Selbst bei den kostspieligeren 195er Reifen bekomme man empfehlenswerte Produkte schon für unter 60 Euro.

Keine Temperaturgrenze

Der Expertenstreit zu Herbstbeginn um die "Sieben-Grad-Grenze" als spätesten Zeitpunkt für die Umrüstung auf Winterreifen hat viele Autofahrer offenbar verunsichert und sie vom Umrüsten abgehalten. Ausgangspunkt war der Test einer Autozeitung, in dem ein Sommerreifen gegenüber M+S-Pneus bei Temperaturen unter den ominösen sieben Grad Celsius mit kürzeren Bremswegen glänzte.

Inzwischen sind sich Fachleute einig, dass es eine Temperaturgrenze, bei der sich die Eigenschaften von Reifen schlagartig ändern, nicht gibt. Der Orientierungswert sieben Grad Celsius beziehe sich auf Tagesdurchschnittstemperaturen. Auch sei der Test nur eine Momentaufnahme, die für einen bestimmten Reifentyp und konkrete Testbedingungen gültig sei.

Plus bei Schnee

Unstrittig ist weiter, dass Winterreifen auf Schnee und Eis ein unverzichtbares Sicherheitsplus darstellen. Sie seien bei diesen Bedingungen für sichere Fahrt immer geboten, betont der TÜV Süddeutschland.

Nahezu 35 Prozent der Autofahrer haben schon auf Winterreifen umgerüstet, stellte der Stuttgarter Auto Club Europa (ACE) Ende voriger Woche fest. Das seien nach einer Cluberhebung immerhin über vier Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Der ACE schätzt allerdings, dass auch in der beginnenden Wintersaison von den über 45 Millionen Pkw in Deutschland noch mehr als sieben Millionen riskant mit Sommerreifen über glatte Straßen rutschen.

ACE und ADAC verweisen daher auf die Absicht des Gesetzgebers, bei entsprechenden Witterungsverhältnissen künftig wintertaugliche Reifen vorzuschreiben. Laut Münchner Club bedeutet das für viele Autofahrer, dass sie Winterreifen montieren müssten, wollen sie für alle Fälle gewappnet sein. Wer die geplante Vorschrift missachte, müsse künftig eine Strafe von voraussichtlich bis zu 40 Euro entrichten, warnt der ACE.

(afp)
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