Düsseldorf Was bei der Autoversicherung wichtig ist

Düsseldorf · In diesem Jahr dürften die Preise wegen der hohen Schäden aus dem vergangenen Jahr vielfach steigen. Wer wechselt, kann viel Geld sparen. Aber er sollte sich den Leistungskatalog des neuen Versicherers vorher genau ansehen.

Die Wende haben die Autoversicherer auch 2013 nicht hinbekommen. "Das angepeilte Gewinnjahr wurde verhagelt", sagt Marktbeobachter Michael Pickel, Vorstand der E+S Rück aus Hannover. Laut Pickel verursachten Flut und Hagel Schäden in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro. Folglich fuhren die Autoversicherer im vergangenen Jahr wieder ins Minus. Nach Angaben des Branchenverbandes liegt die Schaden-Kosten-Quote bei 104 Prozent. Daher dürften die Preise in der Kfz-Versicherung in diesem Jahr wieder steigen.

Einige Anbieter haben ihre Beiträge für das laufende Neugeschäft schon angepasst. Das betrifft alle Kunden, die sich ein neues Fahrzeug kaufen oder nach einem Schaden kündigen oder gekündigt werden. Die R+V 24 bestätigt, dass die Prämien in den vergangenen Wochen bereits angehoben wurden. "Das gilt aber nur für einzelne Segmente", sagt ein Sprecher. Einen Durchschnittswert gebe es nicht. Offener ist der ADAC.

Die stark nachgefragten Tarife Komfort Vario und Kompakt Vario wurden bereits im Februar um zwei und 2,4 Prozent nach oben angepasst, der leistungsschwache Tarif Eco sogar um satte zehn Prozent. Die Cosmos, die Zurich, die Mannheimer, die Badische und die HUK-Coburg mit ihren Töchtern HUK 24 und Bruderhilfe sollen neue Tarife auf den Markt bringen.

Während die Debeka bestätigt, dass die Prämien zum 1. April in der Vollkaskoversicherung um vier Prozent, in der Teilkasko um rund ein Prozent erhöht und die Kfz-Haftpflichtversicherung unverändert lässt, halten sich die meisten anderen Autoversicherer noch bedeckt. "Zu unserer Preispolitik möchten wir uns derzeit nicht äußern", sagt ein Sprecher der HUK-Coburg. Auch die Zurich möchte aus "kartellrechtlichen Gründen" Marktgerüchte nicht kommentieren. Solche Statements lassen tief blicken. Demgegenüber haben die Allianz, R+V und LVM seit Anfang des Jahres keine Prämien erhöht und wollen dies in der nächsten Zukunft nicht machen.

Doch insgesamt zeigt die Tendenz am Markt nach oben. Zudem gibt es nach wie vor ein deutliches Preisgefälle, wie eine Auswertung des Marktbeobachters Nafi aus Höxter zeigt. So können Autofahrer selbst bei Toptarifen mehrere 100 Euro sparen, wenn sie vom teuersten Anbieter zum günstigsten wechseln. Wer nur Basisschutz möchte, hat noch ein viel größeres Sparpotenzial. Im Nafi-Musterfall ist der günstigste Tarif um fast 78 Prozent preiswerter als das teuerste Angebot.

Autofahrer haben somit durch einen Vergleich und einen Wechsel des Versicherers die Möglichkeit, deutlich zu sparen. Unterjährig können den starken Wettbewerb alle Autofahrer nutzen, die einen Neu- oder Gebrauchtwagen kaufen. Im vorigen Jahr waren das laut Kraftfahrtbundesamt rund zehn Millionen Autofahrer. Hinzu kommen Autobesitzer, die nach einem Schadenfall ihre Versicherung kündigen, vielleicht weil sie sich über die Regulierung geärgert haben. Hier öffnet sich für viele Kunden die Tür zu einem günstigeren Anbieter.

Allerdings gilt: "Schadenfall-Kündigungen durch die Kunden sind in der Autoversicherung noch immer selten", sagt Arno Schubach von der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht im Deutschen Anwalt Verein (DAV). Das hat gleich mehrere Gründe. "Zum einen wissen viele Kunden nicht, dass sie selbst dann kündigen dürfen, wenn der Versicherer die Schäden in vollem Umfang begleicht", schätzt Schubach. Zum anderen erhielt früher der Versicherer bei einer Schadenfall-Kündigung die gesamte Jahresprämie. Das gilt nicht mehr. Schubach: "Seit 2008 dürfen die Unternehmen nur noch anteilig für die Zeit des tatsächlichen Versicherungsschutzes abrechnen."

Wer bei Fahrzeugwechsel oder Kündigung auf einen anderen Versicherer umsteigt, sollte auch beim neuen Anbieter auf den Leistungskatalog achten. So sollten auf jeden Fall grob fahrlässige Fahrfehler mitversichert sein. Bei Neufahrzeugen gilt es, sich möglichst lange eine Neuwertentschädigung zu sichern. Möglich sind bis zu 24 Monate. Wichtig ist zudem für alle Kunden, die eine Stamm-Werkstatt haben, dass es keinen Werkstattzwang gibt.

Und zum guten Schluss sollten Autofahrer auch darauf achten, dass sie eine zusätzliche Fahrer-Schutz-Versicherung (FSV) abschließen. Diese Versicherung deckt den selbstverschuldeten Personenschaden des Fahrers. Gute Tarife zahlen beispielsweise Verdienstausfall, Rente, den behindertengerechten Umbau des Hauses, Pflegekosten und Schmerzensgeld. Der Aufschlag liegt in der Regel bei 20 bis 30 Euro pro Jahr. Die FSV gibt es allerdings immer nur zusammen mit der Haftpflicht. Derzeit bieten erst ungefähr 30 Unternehmen diesen Schutz an.

(RP)
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