Tourneeauftakt in Köln Umjubeltes Heimspiel für BAP

Köln (rpo). Es war einer dieser Abende, die man auch in der ehrwürdigen Kölnarena nicht allzu oft erleben kann: Fast dreieinhalb Stunden sorgte die Kölner Band BAP am Samstag in ihrer Heimatstadt für ausgelassene Partystimmung und Gänsehaut-Atmosphäre.

 Gelungener Tournee-Auftakt für Wolfgang Niedecken und seine Kollegen.

Gelungener Tournee-Auftakt für Wolfgang Niedecken und seine Kollegen.

Foto: ddp

Mehr als 10 000 Fans in der annähernd ausverkauften Halle feierten mit Wolfgang Niedecken und Co. das 30-jährige Bestehen der Band. Die meisten Besucher hielt es schon vor den ersten Akkorden nicht mehr auf den Sitzen. "Ihr habt die Party ja schon ohne uns angefangen", stellte Niedecken erstaunt fest, ehe die Zeitreise durch die Geschichte von BAP begann.

Im Mittelpunkt des Konzerts standen die Songs des aktuellen Doppel-Albums "Dreimal Zehn Jahre", für das die Band 30 Hits aus der Bandgeschichte neu eingespielt hat. Mittlerweile ist das Album über 100 000-mal verkauft worden, wofür es in der Kölnarena eine Gold-CD gab. Das Wiederhören mit Songs wie "Ahl Männer" oder "Schöne Jrooß" sorgten dafür, dass die Ränge schon früh unter dem rhythmischen Stampfen der Fans bebten.

Zu den Entdeckungen des Abends gehörten aber gerade jene Stücke, die es nicht auf die Auswahl des Jubiläumsalbums geschafft haben. So lieferte die Band eine beachtliche Fassung des Bob-Dylan-Klassikers "Hurricane". "Dylans Album 'Desire' hat mein Leben verändert", gestand Niedecken.

Einen musikalischen Höhepunkt hatte sich BAP für den ersten Zugabenblock aufgehoben. Für die wohl ultimative BAP-Hymne "Verdamp lang her" kam Rapper Thomas D. von den Fantastischen Vier auf die Bühne. Der bekannte vorher, er habe "tierische Muffen", den Kölsch-Rock-Klassiker auf Hochdeutsch zu interpretieren, doch der Versuch ging auf: Die Fans bejubelten seinen Auftritt.

Von den Musikern, aus denen sich Mitte der 70er Jahre in der Kölner Südstadt BAP formierte, ist heute nur noch Sänger und Songschreiber Wolfgang Niedecken mit dabei. Für den Mittfünfziger scheint so ein Mammut-Auftritt wie in der Kölnarena ein wahrer Jungbrunnen zu sein, besonders wenn Frau und Kinder vom Bühnenrand zuschauen. Vorbei sind die Zeiten, in denen der studierte Kunstmaler seine ausufernden Moderationen von einem hölzernen Notenständer ablas.

Lässig und durchaus selbstironisch führte Niedecken eine Band, die auch nach 30 Jahren sowie etlichen musikalischen und personellen Häutungen absolut auf der Höhe der Zeit zu sein scheint. Das zeigt sich nicht zuletzt bei BAP-Klassikern wie "Kristallnaach", die jetzt mit der aktuellen adrenalingeschwängerten Version geradezu neu erfunden wurden.

Auch wenn viele Stücke am Samstag für das BAP-Selbstverständnis als Rock'n'Roll-Band standen, mitgesungen haben die Fans die eher leisen Balladen wie "Zaubre" oder "Wellenreiter", bei dem Niedecken den Gesangspart den Konzertbesuchern sogar ganz überließ.

Unter ihnen waren auch Fans aus der Schweiz, Polen und Norwegen. Sogar aus Liverpool, der Mutterstadt des Beats, waren Gäste angereist, wovon sich Niedecken "unglaublich geehrt" fühlte. Viele der Fans sind erkennbar mit BAP gealtert. In der Kölnarena überwogen allerdings die 20- bis 30-Jährigen, die bei den ersten Hits der Kölner wohl noch in der Wiege lagen.

"Bei BAP bekommt man gute, ehrlich gemachte Musik für sein Geld", sagte jedenfalls Torsten Schulz. Der Student war für das Konzert aus Düren angereist. "Die Musik ist gut, und bei den Texten steckt etwas dahinter", fand auch seine Freundin. Das Kölner Konzert hat ihre Erwartungen noch übertroffen: "Das war einfach nur geil", lautet ihr Fazit nach fast 200 Minuten BAP live.

Nach dem Auftakt-Konzert in Köln stehen zunächst noch 22 weitere Städte auf dem Tourneeplan. Einige dieser Konzerte sind bereits ausverkauft. Die Kölner Konzerte am Samstag und Sonntag wurden vom WDR-Fernsehen aufgezeichnet und werden in der Reihe "Rockpalast" ausgestrahlt.

(afp)
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