Düsseldorf Illustrator Tomi Ungerer wird 80

Düsseldorf · Kinderfreund und "Porno-Cartoonist", Gesellschaftskritiker und Liederbuchillustrator, Zyniker und Spielzeugsammler – Tomi Ungerer hat viele Gesichter. Wie ein Chamäleon bereist er die Welt und wechselt zwischen den Genres; doch unbestritten ist der vor 80 Jahren, am 28. November, in Straßburg Geborene einer der originellsten Zeichner. Mit seinen Kinderbüchern wie "Die drei Räuber" (das Kultbuch wurde verfilmt) und sein "Großes Liederbuch" wurde er weltberühmt. Und blieb, weil er Kindern Angst damit machte, umstritten. "Ohne Angst aber", so Ungerer, "gibt es keinen Mut."

Der Sohn eines Uhrenfabrikanten und einer dominanten Mutter begann schon als Kind zu zeichnen. Alles, was er sieht und was ihn berührt, hält er seitdem in Bildern und bislang 150 Büchern fest. "Ich bin und heiße Hans Ungerer. Ich werde der Wanderer sein", schrieb er in jungen Jahren. Ein Wanderer – in geografischer wie intellektueller Hinsicht – ist er zeit seines Lebens geblieben: Straßburg, New York, Nova Scotia und Irland gehören zu den Stationen seines Lebens.

Die deutsche Besatzung des Elsass prägte seine Jugend. 1956 ging er nach New York. 60 Dollar in der Tasche, dazu ein abgebrochenes Abitur, ein paar Semester in der Kunstgewerbeschule Straßburg. Für den jungen Elsässer, der sich auch schon in einer Kameleinheit der französischen Armee in Algerien bewährt hatte, waren das die Voraussetzungen für eine Karriere als Maler und Werbegrafiker.

Doch er machte sich auch Feinde: In der prüden McCarthy-Ära verschwanden seine anzüglichen Zeichnungen aus den Regalen. Die Elsässer beschimpfte ihn als Nestbeschmutzer, weil er behauptete, das Elsass sei wie ein Klo – "immer besetzt". Die Feministinnen konnten ihn ebenfalls nicht leiden. Heute ist das Haar schlohweiß, ein eleganter Gehstock ist sein Begleiter. Tomi Ungerer, der mit seiner Frau Yvonne drei Kinder hat, kann sein Alter nicht leugnen. Doch er wirkt munter und schlagfertig wie immer: "Wir werden alt, wenn wir aufhören zu arbeiten und zu denken."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort