Serie „The Servant“ Eine Nanny sorgt für Alpträume

Psychothriller in Serie: Die zweite Staffel von „The Servant“, inszeniert von M. Night Shyamalan, läuft bei AppleTV+. Sie lässt noch Luft nach oben.

 Lauren Ambrose, Rupert Grint and Toby Kebbell in “The Servant“.

Lauren Ambrose, Rupert Grint and Toby Kebbell in “The Servant“.

Foto: AppleTV+

Der kleine Jericho hat seine 13. Woche auf Erden nicht überlebt. Wie es dazu kam, erzählt die erste Staffel der Psychothriller-Serie „The Servant“ in Rückblenden. Mutter Dorothy (Lauren Ambrose) hat den Tod des Kindes nie verarbeitet. Um das Trauma zu überwinden, soll sich die erfolgreiche TV-Reporterin nun um eine täuschend echt aussehende Babypuppe kümmern. Als sie eine Nanny engagiert, ist das Baby auf einmal lebendig. Doch das ist nicht das einzige, was an diesem Haushalt und an dieser Serie überaus gruselig ist.

Schon das kammerspielartige Setting, ein prachtvolles Stadthaus in Philadelphia, in dem es ewig dunkel ist, fasziniert von Anfang an. Die Kamera schleicht durch die Räume oder geht nah ran an die Figuren, beides Mittel, die verstören. M. Night Shyamalan zeichnet als Produzent verantwortlich für die Serie, bei zwei Folgen der ersten Staffel führte er sogar Regie.

Der „Sixth Sense“-Kultregisseur ist ein Meister des Psychothrillers – wenn alles gut läuft wie hier. Er hat aber auch allerhand Drittklassiges gedreht, was ihm fünfmal die Goldene Himbeere für den schlechtesten Film einbrachte, etwa für den Film „After Earth“ (2013) mit Will Smith. Seine Kunst ist immer eine Gratwanderung.

Die erste Staffel von „The Servant“ handelt (Achtung Spoiler für diejenigen, die die Folgen noch nicht gesehen haben) von Dorothy, ihrem Mann Sean (Toby Kebbell), Dorothys Bruder Julian (herrlich hedonistisch verkörpert von „Harry Potter“-Star Rupert Grint), der mysteriösen Nanny Leanne (Nell Tiger Free aus „Game of Thrones“) und dem Baby, von dem keiner weiß, wo es eigentlich herkommt.

Sean und Julian engagieren einen Privatdetektiv und finden heraus, dass Leanne offensichtlich einer Sekte angehört. Die unheimlichen Holzkreuze, die Leanne über dem Bett von Baby Jericho aufhängt, vernichtet Sean, der als Spitzenkoch in seinem eigenen Haus kocht. Kurz darauf verliert er wie durch einen Fluch seinen Geschmackssinn und verletzt sich immer wieder.

Ein merkwürdiger, aus der Zeit gefallener Onkel von Leanne stattet seinen Besuch ab und will, dass die Nanny mit ihm geht – was sie am Ende der ersten Staffel auch tut. Und, wen wundert‘s, das Baby ist wieder nur eine leblose Puppe. Die 30-minütigen Folgen bieten dabei Hochspannung bis zum Schluss, atmosphärisch dicht und visuell beeindruckend, psychologisch ausgefeilt und schauspielerisch von allen bravourös gemeistert – inklusive aller menschlichen Abgründe, die sich auftun.

Die zweite Staffel knüpft nun wieder genau dort an. Dorothy scheint langsam den Verstand zu verlieren und will mit allen Mitteln ihr Baby zurück haben, von dem Sean und Julian verzweifelt behaupten, es sei entführt worden. Dorothy kidnappt die Nanny und will aus ihr herauspressen, was mit Jericho passiert ist. Derweil tut die Erde sich auf und lässt Wasser im Keller des Hauses emporsickern – Unheil kündigt sich an. Doch schon nach den ersten vier Folgen verliert die Serie ihre Kraft, tritt etwas auf der Stelle. Auch ästhetisch gelingt ihr (bisher) nicht der Anschluss an die erste Staffel.

M. Night Shyalaman hat angekündigt, dass er die Geschichte des Servants in fünf bis sechs Staffeln erzählen möchte. Mal sehen, was von den Plänen übrig bleibt.

Info „The Servant“ läuft auf Auf Apple TV+. Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.

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