„Bliss“ Salma Hayek und Owen Wilson verlassen die Realität

Der Film „Bliss“ spielt durch, wie die Welt aussähe, wenn alle Sehnsüchte Wirklichkeit würden. Guter Film mit hervorragenden Schauspielern.

Owen Wilson  mit Salma Hayek.    Foto: Hilary Bronwyn Gayle/ap

Owen Wilson mit Salma Hayek. Foto: Hilary Bronwyn Gayle/ap

Foto: AP/Hilary Bronwyn Gayle

Greg (Owen Wilson) sitzt in seinem Büro und ist mit dem Kopf ganz woanders. Unentwegt klingelt neben ihm das Telefon, aber er scheint es nicht zu hören. Der Mann ist vertieft in seine Zeichnungen, die einen malerischen Ort an der Küste abbilden. Bis ins kleinste Detail sieht er dieses verwunschene Paradies immer wieder vor sich und hat keine Ahnung, woher die Bilder in sein Bewusstsein kommen. Aber die Realität und das klingelnde Telefon holen ihn schon bald ein. Der Chef will ihn sprechen. Sofort.

Wenig später ist Greg gefeuert und der Vorgesetzte tot. Hals über Kopf verlässt der ehemalige Angestellte das Firmengebäude und flüchtet sich in eine Bar. Dort sitzt im Halbdunkeln eine Frau, die ihn genau beobachtet und dabei seltsam mit den Armen gestikuliert, als wolle sie ihn aus mehreren Metern Distanz zur Seite schieben. „Ach, du bist real“ sagt Isabel (Salma Hayek) schließlich erstaunt und lädt Greg ein, sich zu ihr an den Tisch zu setzen. Das alles hier, die Kneipe, der Barkeeper, die Menschen draußen auf der Straße sei nur eine gut gemachte Computer-Simulation, behauptet die Fremde mit funkelnden Augen und lässt zum Beweis mit einer Handbewegung den Mann am anderen Ende des Tresens vom Hocker kippen.

Greg ist beeindruckt. Geschieden, gefeuert und einsam will er nur zu gerne glauben, dass die Tristesse, die ihn umgibt, nicht die eigentliche Wirklichkeit ist und Isabel die Frau seines Lebens. Die Obdachlose nimmt ihn mit in ihre Unterkunft unter den Autobahnbrücken, die sich unter Zuhilfenahme von ein paar bunten, magischen Kristallen in jenen malerischen Ort verwandelt, den Greg in seinen Träumen immer vor sich gesehen hat.

„Bliss“ ist ein Film über die Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben, die so stark wird, dass sich die Wirklichkeit tatsächlich zu verändern scheint – zumindest in der Vorstellung des Protagonisten, dessen Wahrnehmung Regisseur Mike Cahill („I, Origin“) konsequent folgt.

Lange Zeit bleibt unklar, welche der beiden Parallelwelten in der innerfilmischen Logik die Realität darstellt. Die harmonische Zukunftsvision, die Cahill in seiner Science-Fiction-Romanze entwirft, ist ein gezielter Gegenentwurf zu den apokalyptischen Szenarien, welche sonst das Genre dominieren. Dass das Ganze zu schön ist, um wahr zu sein, ahnt das Publikum lange vor der Hauptfigur. Dennoch birgt die Schlussauflösung eine Plotwendung, die das Gesehene noch einmal in neuem Licht erscheinen lässt.

Aber mehr als die Erzählkonstruktion überzeugen hier die schauspielerischen Leistungen. Als Mann, der den Boden unter den Füßen verliert, setzt sich Owen Wilson hier sichtbar auch mit den Dämonen seiner eigenen Biographie auseinander. Salma Hayek wiederum wirft ihr beträchtliches Charisma in die Waagschale, um Protagonist und Publikum in eine andere Wirklichkeit zu entführen.

Info „Bliss“ läuft bei Amazon Prime.

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