Deutsche Menschen am historischen Tag Max Färberböcks Psychodrama "September"

Frankfurt/Main (rpo). Max Färberböcks Drama September zeigt, wie sich der 11. September 2001 die Menschen in Deutschland erschütterte, verunsicherte und bestimmte. Der Episodenfilm überzeugt allerdings nur teilweise.

Frankfurt/Main (rpo). Max Färberböcks Drama September zeigt, wie sich der 11. September 2001 die Menschen in Deutschland erschütterte, verunsicherte und bestimmte. Der Episodenfilm überzeugt allerdings nur teilweise.

"September" heißt der Film von Max Färberböck, der am 26. Juni 2003 in die Kinos kommt, nachdem er schon auf dem Filmfestival in Cannes gezeigt worden war, allerdings nicht im Wettbewerb. Zusammen mit fünf jüngeren Autoren des literarischen Nachwuchses präsentiert Regisseur und Produzent Färberböck acht handelnde Figuren im Widerstreit ihrer Empfindungen und Emotionen rund um das historische Datum. Da ist die junge, hochschwangere Lena, die plötzlich an ihrem pakistanischen Freund Ashraf zu zweifeln beginnt. Da ist Julia, deren Ehe mit dem egoistischen Philipp vorm Scheitern steht.

Da ist auch der in Geldnöten steckende Kripobeamte Helmer, dessen Frau Susanne mit ihm so wenig froh werden kann wie sein Sohn. Und da ist noch der Vielschreiber Felix, der von seiner Freundin Natascha mal kritisiert, mal sexuell erfreut wird. Eine kleine Sonderrolle am Rande spielt die TV-Moderatorin Sandra. Sie verliest die verstörenden Nachrichten aus Amerika und hat doch privat ganz andere Sorgen.

Ohne überzeugende Antworten auf entscheidende Fragen

Soweit das Personal eines Autors und Regisseurs, der sich mit herausragenden Fernseharbeiten und dem Kinoerfolg "Aimee und Jaguar" einen guten Namen gemacht hat. Der 11. September 2001 hat ihn dazu veranlasst, ein hohes künstlerisches Risiko einzugehen: "Mit diesem Tag wurde sichtbar, dass das Normale eine Illusion war. Das Chaos, das dadurch entstanden ist, verbunden mit dem sehr intensiven Leben und der unglaublichen Wachheit, die man in dieser Zeit antraf, waren Auslöser für den Versuch, über den Zusammenbruch der Illusion zu erzählen."

Soweit Fäberböck selbst zu seiner Sicht, die bereits erkennbar macht, warum sein mit weit über zwei Stunden vielzu lang geratener Film misslungen ist. Denn wer ein zweifellos historisches Geschehen auch fast zwei Jahre danach noch mystifiziert, statt es, was die Faktenlage gebietet, zu erklären und zu verstehen, der muss beim Versuch der Verknüpfung der New Yorker Katastrophe mit privaten deutschen Krisen im zwanghaften Spekulieren enden. Jede der im Film erzählten Episoden hätte sich auch ganz ähnlich abspielen können ohne den Einsturz der "Twin Tower", auch die zwischen Lena und Ashraf.

Wenn der Verlauf der Episoden aber nicht zwingend aus dem fernen Ereignis resultiert, bleibt die Verknüpfung willkürlich und unglaubwürdig. Glaubt Färberböck, mit einigem Abstand nun, eigentlich wirklich, dass der 11. September das alltägliche Leben der Menschen hier zu Lande so sehr beeinflusst hat? Und hätte es wirklich jenes Datums bedurft, um einen Film über Beziehungsnöte und Beziehungssackgassen zu rechtfertigen? "September", Max Färberböck und seine Autoren sind daran gescheitert, diese Fragen überzeugend beantworten zu können. Bleibt also abzuwarten, wie Hollywood den 11. September 2001 auf die Leinwand bringt.

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