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Gefühlskino "Eine Karte der Klänge von Tokio" Liebesdrama auf dem Fischmarkt

(RP). Was für ein prächtiger, viel versprechender Filmtitel! Da schnalzt der Cineast mit der Zunge und denkt sogleich an Chris Markers legendären Essayfilm "Sans Soleil", vielleicht auch an Wim Wenders´ "Tokyo-Ga", an Ridley Scotts "Black Rain" und nicht zuletzt an Sophia Coppolas "Lost in Translation" und Doris Dörries "Kirschblüten-Hanami".

Bilder aus "Kiss & Kill"
5 Bilder

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(RP). Was für ein prächtiger, viel versprechender Filmtitel! Da schnalzt der Cineast mit der Zunge und denkt sogleich an Chris Markers legendären Essayfilm "Sans Soleil", vielleicht auch an Wim Wenders´ "Tokyo-Ga", an Ridley Scotts "Black Rain" und nicht zuletzt an Sophia Coppolas "Lost in Translation" und Doris Dörries "Kirschblüten-Hanami".

Das Mysterium Tokio — eine riesengroße Projektionsfläche des Westens, ein Reich der Zeichen, schwebend zwischen Tradition und Postmoderne, angefüllt mit Geschichten, optischen Stimuli, kulinarischen Extravaganzen wie Nackt-Sushi und seltsamen Bräuchen wie Depeche Mode-Karaoke.

Die Katalanin Isabel Coixet ("Mein Leben ohne mich", "Das geheime Leben der Worte") hat sich von der Stadt inspirieren lassen, wollte diesen urbanen Raum allerdings nicht von außen als Exotismus erzählen, sondern eher aus einer Binnenperspektive, die sich nicht mit offenem Mund staunend durch die hektische Metropole bewegt.

Kameramann Jean-Claude Larrieu lässt also den Blick schweifen und findet tatsächlich kunstsinnige und detailfreudige Einstellungen, die stets aufs Neue für diesen Film einnehmen. Der erzählt einerseits eine ganz einfache Liebesgeschichte, die in Bewegung kommt, weil ein mächtiger Vater den Verantwortlichen für den Selbstmord seiner Tochter zu kennen glaubt und eine Auftragskillerin auf den Geliebten der Tochter, einen spanischen Weinhändler, ansetzt. Leider verliebt sich die Killerin, die nachts auf dem natürlich erstaunlich pittoresken Tokioter Fischmarkt arbeitet, in ihr potentielles Opfer. Gemeinsam geht man in ein Stundenhotel, dessen Appartements sich von Paris haben inspirieren lassen. Hier ist man schnell bei der Sache.

Dazu gesellt sich dann andererseits noch ein raunender Off-Erzähler, der dem Leben der Killerin melancholisch retrospektiv nachspürt und zugleich — wie einst der Tontechniker in Wenders´ "Lisbon Story" — der Stadt ihre akustischen Sensationen abringt. Man ahnt früh, dass der Spanier in der Liebe kein Glück haben wird, so oder so. In einem Film, dessen offene Textur man für impressionistisch, angestrengt stilisiert oder auch post-dramaturgisch halten mag, durchdringen einander auf das Schwerblütigste Trauer und Verzweiflung (der Vater, der Geliebte), Melancholie (der Erzähler) und Lebensüberdruss (die Killerin), Erotik und Verbrechen, in zugegeben exquisiten Bildern, irritierend Tönen und abermals unterlegt mit einem so erlesenen Musik-Soundtrack von Retro-Pop — "La vie en rose" auf japanisch, ein Mambo von Tito Puente - bis hin zum Obermelancholiker Antony Hegarty wie man ihn sonst nur von Wong Kar-Wei kennt. Ob man das Ganze nun für kalkulierten Edel-Arthaus-Kitsch oder für großes Gefühlskino hält, liegt wohl allein im Auge des Betrachters. Vielleicht läuft ja beides ohnehin auf Dasselbe hinaus.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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