Duisburg Duisburg: Der ganze Per Kirkeby

Duisburg · Der heute 73-jährige Däne Per Kirkeby hat schon einiges hinter sich: ein mit Promotion abgeschlossenes Studium der Geologie, die Beteiligung an Happenings, diverse Kurzfilme, einen Schwenk von der Pop-Art zur informellen Malerei, Backsteinskulpturen, Bronze-Plastiken und eine Reihe großformatiger Ölgemälde. Bislang sah man Kirkebys Lebenswerk nur in Ausschnitten, jetzt steht in Duisburg erstmals (fast) der gesamte Kirkeby zur Diskussion. Das Museum Küppersmühle feiert ihn – so der Untertitel der Ausstellung – als "Maler, Forscher, Bildhauer, Poet".

Das bislang weitgehend unbekannte Frühwerk wird die Besucher am längsten fesseln: wilde Plakate, schwarzweiße Fotografien von einer Expedition nach Grönland, große, mehr als zwei Meter hohe Zeichnungen, Collagen und Künstlerbücher.

Überall spürt man, wie breit Kirkeby gerade zu Beginn seines Künstlertums angelegt war und dass noch lange nicht feststand, dass er er sich am Ende doch vor allem als Maler erweisen würde, als Farbzauberer, der seinem großen Thema Landschaft bis ins 21. Jahrhundert immer wieder neue Seiten abgewinnt.

In einer Hinsicht schwimmt er im Strom der Gegenwartskunst: Sein Medium ist das große Format. "Laokoon", eine schlangenförmige Farbkomposition von zwei Metern Breite und vier Metern Höhe, eigens für Duisburg entstanden, überwältigt den Betrachter durch Wildheit und Umfang gleichermaßen. In einem der mittleren Räume stehen bronzene Skulpturen-Modelle für unterschiedliche Städte großen schwarzweißen Landschaftszeichnungen gegenüber und zeugen erneut von Kirkebys Interessenvielfalt.

Bis über die Hälfte des rund 80 Werke umfassenden Rundgangs hinaus wundert man sich ob der überwiegend gedeckten Farben in einer auf den Frühling terminierten Schau. Doch dann bricht die erwachende Natur mit Macht ins Museum ein. Diese Gemälde in kräftigen Rot-, Gelb- und Grüntönen, die Landschaft mehr umspielen als umreißen, stammen allesamt aus dem vorigen oder sogar aus dem laufenden Jahr, sind also gerade erst getrocknet. "Farbkomposition" klingt als Bezeichnung für sie zu abstrakt, "Landschaft" dagegen zu gegenständlich. Natur ist aus Kirkebys Sicht ein ewiger Wandel. Und wie sie ihre Erscheinungsformen wechselt, so lässt der Künstler seine Farben ineinanderfließen. Die zeugen sicherlich nicht nur von sich verfärbenden Wäldern, sondern auch von Veränderungen in tieferen Schichten. Per Kirkeby, der Geologe, schöpft nach wie vor aus seinen Studien.

Info Ausstellung im Museum Küppersmühle, Philosophenweg 55, 47051 Duisburg (am Binnenhafen); bis zum 28. Mai, Mi. 14–18 Uhr, Do.–So. 11–18 Uhr; Eintritt: vier Euro; Katalog: 29 Euro

(RP)
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