Designer Dieter Rams Der König des Weniger

Dieter Rams entwarf legendäre Gebrauchsobjekte wie den „Schneewittchensarg“. Seine Arbeit gilt als Inspiration für das Aussehen des iPhones. Nun wird er 90 Jahre alt.

 Inspirierte Form und Aussehen von iPod und iPhone: der Designer Dieter Rams.

Inspirierte Form und Aussehen von iPod und iPhone: der Designer Dieter Rams.

Foto: dpa/Sabine Schirdewahn

Es gibt einen Dokumentarfilm über ihn, und wer ihn gesehen hat, möchte die eigene Wohnung danach sofort entrümpeln, von Krempel befreien und auf das Nötigste reduzieren. Der Designer Dieter Rams ist der König des Weniger, ein Mahner wider die „Unkultur des Überflusses“, und seine Produkte waren schon „clean“, bevor man den Begriff als Synonym für funktionalen Minimalismus überhaupt zu verwenden begann.

Rams wurde 1932 in Wiesbaden geboren, er machte eine Ausbildung zum Tischler, studierte Architektur und Innenarchitektur und arbeitete ab 1955 für die Firma Braun. 1961 wurde er deren Chef-Designer, und in jenen Jahren arbeitete er an legendären Produkten wie die als „Schneewittchensarg“ zunächst verlachte und schließlich beschwärmte Plattenspieler-Radio-Kombination SK4 mit. Er trug zum Design des Weltempfängers T1000 und des Transistorradios T3 bei und gestaltete gemeinsam mit Dietrich Lubs den schönsten Taschenrechner der Welt: Brauns ET66, der so gut aussieht, dass manche ihn sich auf den Schreibtisch legen, obwohl sie gar nichts auszurechnen haben. Wer ein iPhone besitzt, hat die Anmutung dieses Objekts quasi ab Werk in seinem Gerät: Der digitale „Rechner“ ist dem Vorbild nachempfunden. Apples früherer Designer Jonathan Ive ist Dieter-Rams-Fan, auch iPod und iPhone zitieren dessen Stil.

Rams entwarf coole Objekte wie das Regalsystem 606 für Vitsoe, die jedoch nie kalt anmuten. Er ist ein Teamworker, ein Beiträger im besten Sinne, und seine Philosophie hat er in den „Zehn Thesen für gutes Design“ niedergelegt. „Gutes Design ist langlebig“, steht darin, es müsse zudem umweltfreundlich sein, innovativ, ästhetisch und konsequent bis ins letzte Detail. „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.“

Für den sehenswerten Dokumentarfilm „Rams“ (Musik: Brian Eno!) besuchte Regisseur Gary Hustwitt den Porsche-911-Fahrer Rams in dessen Haus im Taunus. Es ist im Grunde ein Museum für endgültiges Design, klare Linie und viel Weiß, und in dem Film wird deutlich, dass Rams selbst stark von der japanischen Kultur inspiriert wird.

Am 20. Mai feiert Dieter Rams seinen 90. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch.

Info Den Dokumentarfilm „Rams“ kann man sich aus Anlass des Geburtstages für kurze Zeit gratis ansehen unter [Link auf https://www.ohyouprettythings.com/rams].

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