75. Filmfestival in Cannes So waren die ersten Tage auf den Internationalen Filmfestspielen

Cannes · Die 75. Filmfestspiele in Cannes sind am Dienstag gestartet. Vor allem der Ukraine-Krieg bestimmte den Auftakt, danach standen wieder die Stars wie Tom Cruise, Adriana Lima oder Eva Longoria im Mittelpunkt. Wie die ersten Tage auf den Internationalen Filmfestspielen waren.

Filmfestival Cannes 2023 Roter Teppich: Stars und tolle Outfits - Bilder
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Cannes 2023 – Stars auf dem Roten Teppich

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Foto: dpa/Joel C Ryan

Am Eröffnungsabend des Filmfestivals in Cannes am 17. Mai wurde in feierlichen Reden die Macht des Kinos für den Frieden beschworen, am zweiten Tag zeichnen Düsenjets blau-weiß-rote Streifen in den Abendhimmel an der Côte d'Azur.
Das Filmfestival in Cannes war noch nie ein Ort für feine Differenzierungen. Im Gegenteil, hier liebt man die großen Gesten. Deshalb dürfen die Kampfjets auch am selben Ort Werbung für den neuen Action-Film von Tom Cruise „Top Gun: Maverick“ machen, zu dem am Abend zuvor noch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aus dem von realen Luftangriffen bedrohten Kiew zugeschaltet wurde.

In seiner Rede rief Selenskyj das Kino dazu auf, sich der Verantwortung in Kriegstagen bewusst zu werden und sprach etwa davon, dass auch die „schlimmsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts das Kino liebten“. Doch seine Worte gingen im glitzernden Show-Ablauf der Auftakt-Gala größtenteils unter. Was blieb, war seine cinephile Filmkenntnis: Selenskyj erinnerte mit Zitaten an Chaplins „Der große Diktator“, Tarantinos „Inglourious Basterds“ und Coppolas „Apocalypse Now“.

In diesem Sinn passt es, dass der zweite Tag des Festivals ganz im Zeichen von Tom Cruise stand, auch er ein Mann der großen Gesten und markigen Zitate. Der von ihm vorgestellte Film, das Sequel zu seinem Hit aus dem Jahr 1986 „Top Gun“ bekam stehende Ovationen und Direktor Thierry Frémaux verlieh dem Hollywood-Star prompt eine „Überraschungs-Palme“.

In den Auftaktfilmen der Nebenreihen wurde der Krieg in differenzierter und diverser Form aber mehr zum Thema. So erzählt der italienische Regisseur Pietro Marcello in „Scarlet“ von einem traumatisierten Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, der sich in der französischen Provinz nur schwer wieder ins dörfliche soziale Leben eingliedern kann. Aber auch der erste Wettbewerbsbeitrag von Kirill Serebrennikows „Tchaikovsky's Wife“ stand im Schatten des Krieges - und zwar, ohne selbst davon zu handeln. Das Cannes-Festival erklärte nämlich, keine russischen Delegationen einzuladen und sogar unter den Akkreditierten nur „staatsferne“ Medien aufzunehmen. Trotz der Forderung eines Boykotts, erhielt der Film besondere Beachtung. Aber diejenigen, die bei Serebrennikows Film auf einen Seitenhieb auf Putins Regime hofften, wurden enttäuscht.

Am Donnerstag soll auch der Film „Mariupolis 2“ des litauischen Filmemachers Mantas Kvedaravicius gezeigt werden. Der 45-Jährige war im April in der ukrainischen Stadt Mariupol von russischen Soldaten erschossen worden. Kvedaravicius hatte bereits 2016 einen Film über Mariupol gedreht, der auf der Berlinale gezeigt wurde.

Zu den Stars, die auf dem roten Teppich für die Fotografen posierten, zählten bisher der französische Astronaut Thomas Pesquet, die US-Schauspielerin Eva Longoria (“Desperate Housewives“), der französische Schauspieler Omar Sy (“Lupin“) und Model Adriana Lima, deren Kleid wegen des Babybauchs unter den zahlreichen ausgefallenen Outfits besonders herausstach.

(epd/afp/joko)