"Zahra's Paradise" Ein Comic gegen das Vergessen

Düsseldorf (RPO). Es waren Bilder, die 2009 um die Welt gingen: Die junge Neda verblutet auf den Straßen von Teheran. Neda wird zum Chiffre für die Proteste und die damit verbundene Gewalt des iranischen Regimes. Nun erscheint ein ungewöhnliches Buch, das die Erinnerungen wachhalten will: "Zahra's Paradise" – ein Comic.

Düsseldorf (RPO). Es waren Bilder, die 2009 um die Welt gingen: Die junge Neda verblutet auf den Straßen von Teheran. Neda wird zum Chiffre für die Proteste und die damit verbundene Gewalt des iranischen Regimes. Nun erscheint ein ungewöhnliches Buch, das die Erinnerungen wachhalten will: "Zahra's Paradise" — ein Comic.

"Irgendwo in der Menge befand sich Mehdi an diesem Tag, das wusste ich" steht über der Zeichnung einer Menschenmenge geschrieben. "Wir wollten uns später am Platz des Friedens Treffen. Ich versuchte ihn zu erreichen", heißt es weiter und: "Aber der Mobilfunk-Service" war abgeschaltet" - es sind Textstellen aus dem Comic "Zahra's Paradise", die bereits viel über die Grüne Revolution im Iran aussagen.

Damals, 2009, als die Menschen gegen die gefälschten Ergebnisse der Präsidentschaftswahl und gegen den alten und neuen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf die Straße gingen. Damals, als das Internet zu einer Plattform der zensurfreien Kommunikation wurde. Damals, als die westliche Welt nur über diese Kanäle davon erfuhr, was überhaupt im Iran geschah. Und damals, als so viele junge Menschen, weil sie einen Wandel in ihrem Land wollten, ihr Leben lassen mussten.

Autoren schreiben unter Pseudonym

All das wollen Amir und Khalil festhalten, in Erinnerung rufen, um es gegen das Vergessen zu schützen. Die beiden Autoren schreiben unter Pseudonym, aus Angst verfolgt zu werden. Amir, ein iranisch-amerikanischer Menschenrechtsaktivist, Journalist und Dokumentarfilmer. Khalil, ein Künstler und Illustrator.

Angefangen hat das Projekt "Zarah's Paradise" dort, wo auch die Grüne Revolution ihren Anfang nahm: im Internet. Dort erschien der Comic von Februar 2010 bis September 2011 in unzähligen Sprachen und verbreitete sich laut Knesebeck Verlag in vielen Foren auf der ganzen Welt. Nun also kommt die Geschichte um Mehdi auch als Buch heraus.

Es ist eine fiktive Geschichte, die dennoch exemplarisch ist für viele Schicksale, die es kurz nach den Wahlen im Iran gab. Mehdi geht zu den Protesten - und verschwindet spurlos. Sein Bruder und seine Mutter machen sich auf die Suche nach ihm. Sie durchforsten das Internet, suchen in Krankenhäusern und sehen die vielen Verletzten der Proteste. Auch die Grausamkeit des Regimes etwa in Gefängnissen wird geschildert - immer entlang der Geschichte um Mehdi.

Ein Zeichen der Solidarität

"Es ist ein Zeichen unserer Solidarität für die Grüne Revolution", erklären die beiden Autoren im "heute journal" die Beweggründe für das Buch. "Wir kämpfen an gegen das Töten unserer Kultur." Dafür recherchierten die beiden viel, was ihnen auch schlaflose Nächte bereitete, wie sie in dem Interview erzählen.

"Es war manchmal schwierig zu zeichnen", erklärt Khalil. Er habe sich im Zuge der Recherchen tausende Bilder von Getöteten und Gefolterten angesehen. "Ich konnte manchmal nichts essen und nichts trinken. Das war schon sehr hart." Wer sich an die diversen Internet-Videos aus dieser Zeit erinnert, die damals über Youtube in die ganze Welt gesandt wurden, kann das nachvollziehen.

Doch das Regime schaffte es 2009, die Revolution blutig niederzuschlagen, obwohl die Hoffnungen so groß waren. Präsident Mahmud Ahmadinedschad aber ist noch immer an der Macht. Doch auch er wird sicherlich etwas unruhig sein, wenn er sich die Ereignisse des arabischen Frühlings anschaut. Und "Zarah's Paradise" ist ein Beispiel, dass der Welt die Brutalität des iranischen Regimes vor Augen zu führt.

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