Düsseldorf Allianz der Kunst-Berater

Düsseldorf · Mit einer neugegründeten Beraterfirma wollen drei Männer den Kunstmarkt aufmischen. Banker, Kunstberater und Kunstsachverständiger bieten vielfältige Dienstleistungen in der "Berenberg Art Advice" an. Ab 100 000 Euro Jahreseinlage werden sie aktiv.

"Eigentlich", so erzählt Kunstberater Helge Achenbach, "habe ich genug zu tun. Und ich bin eher an dem Punkt gewesen, mein Lebenswerk sichern zu wollen." Sein "Lebenswerk", das ist die prosperierende Achenbach Art Consulting in Düsseldorf. Sein Kapital, das ist seine in mehr als 30 Jahren aufgebaute profunde Kennerschaft der internationalen Kunstszene und der Preise. Dann aber hatte den 59-Jährigen ein angesehener Banker angefragt, ob man nicht die internationalen Kunstgeschäfte, die jeder auf seine Weise tätigte, zusammenführen und optimieren wolle. Raymund Scheffler, Direktor der 450 Jahre alten angesehenen Privatbank Berenberg mit Niederlassungen von Hamburg über Zürich bis Shanghai, hatte dabei eines im Sinn: Er wollte zukünftig vermögende Kunden davor beschützen, beim Kunstkauf überhöhte Preise zu zahlen oder auf falsche Namen zu setzen. Wer könnte ihn dabei besser beraten als Achenbach?

So fragte Scheffler bei Achenbach an zwecks gemeinsamer Firmengründung. Der Deal war bald perfekt, Dritter im Bunde wurde der langjährige Kunstsachverständige der Axa Art-Versicherung, Stefan Horsthemke, der in den vergangenen 20 Jahren mehr als 600 Privatsammlungen betreute. Bis Juli dieses Jahres wurde man sich einig und gründete eine GmbH mit Hauptsitz in Hamburg. Die drei Gesellschafter verlegten ihre Firmenzentrale nach Düsseldorf und brachten ein Stammkapital von einer Million Euro ein. Die Arbeit der "Berenberg Art Advice" wird nicht nur durch die Infrastruktur der international agierenden Privatbank gestützt, sondern auch durch einen sechsköpfigen Beirat, in dem Museumsdirektoren wie Martin Roth aus London, Privatsammler wie Christian Boros oder auch der persönlich haftende Gesellschafter der Berenberg Bank, Anreas Brodtmann, sitzen. "Der Beirat wird um Meinung gebeten, berät bei Transaktionen, beispielsweise bei An- und Verkäufen großer Sammlungen", sagt Achenbach.

Wer als Privatmann bereit ist, in einem Jahr ab 100 000 Euro in Kunst zu investieren, der ist bei der neuartigen Allianz der Kunstberater gut aufgehoben. Dass der Kunstmarkt stabiler als der Aktienmarkt sei, sagte Raymund Scheffler im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". So sei der Aktienmarkt in den vergangenen Wochen immer wieder drastisch abgestürzt, dagegen habe der Besitzer eines Picasso- oder Gerhard Richter-Werkes in diesem Zeitraum keine Veränderung gespürt. Andererseits, so Scheffler, sei der Kunstmarkt einer der unreguliertesten Märkte überhaupt, bei dem zudem Insiderhandel vorkomme. Umso wichtiger seien die persönlichen Kontakte, dass man Käufer und Verkäufer kenne, um beim Kunstdeal maximale Transparenz zu erreichen.

Die Faustregel für Reiche besagt, es sei sinnvoll, fünf Prozent eines Vermögens in Kunst zu investieren. Helge Achenbach spricht von einer Rendite zwischen acht und zwölf Prozent pro Jahr.

(RP)
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