Ivanka Trump Die Lieblingstochter des Präsidenten probt den Neustart

Washington · Gerüchte über ihren Abgang haben sich als falsch erwiesen. Im Gegenteil: Ivanka Trump will wieder sichtbarer mitmischen in Washington.

 Ivanka Trump auf dem Weg ins Weiße Haus.

Ivanka Trump auf dem Weg ins Weiße Haus.

Foto: AP/Andrew Harnik

Manchmal klingt Ivanka Trump, als sei sie die Musterschülerin eines dieser amerikanischen Kurse gewesen, in denen man lernt, so zu reden, dass man nirgends aneckt, selbst wenn man nur noch Phrasen aneinanderreiht. Ivanka Trump klingt dann wie ein Kontrastprogramm zu ihrem Vater, dem US-Präsidenten.

So wie neulich, als sie über die Kinder sprach, die über die Grenze aus Mexiko gekommen und dann von ihren Eltern getrennt worden waren. „Ja, auch für mich war es ein Tiefpunkt“, antwortete die Lieblingstochter des Präsidenten bei einer Talkrunde in Washington.

Die Sätze sorgten für Schlagzeilen. Ist Ivanka damit nicht deutlich auf Distanz gegangen zu ihrem Vater? Beginnt sie sich abzusetzen von Donald Trump? Ihre Stimme ist weich, laut wird sie nie, und was sie sagt, lässt jede Schärfe vermissen, jegliche Zuspitzung. Dass Ivanka Trump, 36, aufgewachsen in den besseren Kreisen New Yorks, eigentlich anders ist, schildert die Journalistin Emily Jane Fox in einem neuen Buch mit dem Titel „Born Trump“.

Die Frau spiele eine Rolle, schreibt Fox. In Wahrheit sei sie interessanter, widersprüchlicher, „sie kann fluchen wie ein Schiffsmatrose“. Sie pflege ein Image, das nicht zu ihr passe. Egal, spätestens seit ihrem Einzug ins Küchenkabinett des Weißen Hauses ist sie nur noch die Musterschülerin. Milde im Ton, und in der Substanz gewiss nicht der Gegenentwurf zur Politik Donald Trumps.

Zur Trennung von Eltern und Kindern am Rio Grande hat sie wochenlang geschwiegen. Während viele Amerikaner ihrer Empörung Luft machten, twitterte sie ein Foto, das sie an einem schönen Sonntagmorgen mit ihrem zweijährigen Sohn auf dem Arm zeigte. Ob sie taub und blind sei, bekam sie zu hören. Ihr Talk war denn auch ein verspäteter Versuch, der Kritik die Spitze zu nehmen.

Zugleich trat Ivanka nach längerer Pause damit wieder ins Rampenlicht. Im November stehen Kongresswahlen an, eine Art Referendum über Trump. Begreift man dessen Familie als eingespieltes Wahlkampfteam, dann übernimmt die älteste Tochter den Part der Sanften, während ihr Vater donnert und wütet und die Wahrheit verbiegt – Hauptsache, der harte Kern seiner Anhänger feiert ihn als Rebellen. Die Rollenverteilung hat schon einmal funktioniert, in den Wochen vor dem Coup des November 2016. Auch weil Ivanka so beruhigend nett wirkte, glaubten schwankende Wähler, dass Donald Trump den Wüterich nur spiele und damit schon aufhören werde, wenn er erst im Oval Office sitze.

Jedenfalls bleibt sie im Weißen Haus. Noch vor Kurzem hatte es Gerüchte gegeben, wonach es sie samt Familie zurück nach New York ziehe, weg aus Washington, dieser Schlangengrube. Dann aber ließ sie wissen, dass sie ihre Modemarke abwickelt, um auch die nächsten Jahre in der Regierungszentrale zu verbringen. Natürlich zusammen mit ihrem Mann, Jared Kushner. Das Duo „Javanka“ sitzt weiter am Tisch, wenn Entscheidungen fallen. Auch für Kushner ist es der Versuch, wieder aus dem Schatten zu treten und seine Position im Dauerduell mit John Kelly, Trumps resolutem Stabschef, zu stärken.

Die Reibereien der vergangenen Monate, den Spott des Präsidenten über seinen Schwiegersohn, das alles will Ivanka Trump vergessen lassen. Sie habe sich großen Aufgaben zu widmen, betont die dreifache Mutter, etwa einer Reform, die endlich bezahlten Mutterschutz garantiere.

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