Berlin Zu wenige Plätze für Psychotherapie

Berlin · In NRW warten Patienten wochenlang auf ein Erstgespräch. Sehr angespannt ist die Lage in Duisburg und Dortmund.

Die Krankenkassen vermelden immer neue Rekordzahlen an Versicherten mit psychischen Leiden. Seelische Erkrankungen sind längst die Hauptursache für einen vorgezogenen Ruhestand. Nach Daten der Fachgesellschaft DGPPN ist in Deutschland jedes Jahr etwa jeder vierte Erwachsene von einer psychischen Erkrankung betroffen.

Die häufigsten Probleme: Angststörungen, Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum. Die Therapieplätze aber sind knapp. Seit Jahren kritisiert die Bundespsychotherapeutenkammer zu niedrige Praxiszahlen. Nordrhein-Westfalen gilt seit Jahren als unterversorgt. Besonders schlimm an Rhein und Ruhr ist es in der sogenannten Sonderregion rund um Duisburg. "Zwischen Duisburg und Dortmund darf sich grundsätzlich nur ein Drittel der Psychotherapeuten wie in anderen Städten niederlassen", beklagt Kammerpräsident Dietrich Munz. 700 zusätzliche Psychotherapeuten sind aus Sicht des Experten für die Versorgung der Bevölkerung zusätzlich notwendig. "Wir fordern, die systematische und massive Benachteiligung der psychisch kranken Menschen an Rhein und Ruhr jetzt endlich zu beseitigen", sagt Munz. Am Freitag tagt zu diesem Fall das Selbstverwaltungsgremium im Gesundheitswesen - der Gemeinsame Bundesausschuss. Das Gremium, in dem unter anderem Ärzte, Kassen und Kliniken gemeinsame Entscheidungen fällen, könnte einen Beschluss für eine höhere Zulassungszahl treffen. Ärzte und Psychotherapeuten dürfen grundsätzlich nur in bestimmter Zahl nach einer festgelegten Bedarfsplanung Praxen eröffnen.

Die Wartezeiten auf Therapieplätze sind deutschlandweit lang. In NRW gilt die Lage seit Jahren als besonders angespannt. Nach einer bereits gut fünf Jahre alten Studie warten Patienten auf ein Erstgespräch zwischen zehn und 20 Wochen. Ein Sprecher der Psychotherapeutenkammer erklärt, an den Wartezeiten habe sich nicht viel verbessert.

(qua)
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