Düsseldorf Wie man mit Aktien Geld verdient

Düsseldorf · 12 000 Punkte - der Deutsche Aktien-Index hat ein Niveau erreicht, mit dem viele in diesem Tempo nicht gerechnet hatten. Soll man jetzt noch einsteigen? Und wenn ja: Welche Papiere kauft man?

Die Börse ist in den vergangenen Monaten von Rekord zu Rekord geeilt. Mittlerweile hat der Deutsche Aktien-Index (Dax) die 12 000-Punkte-Grenze übersprungen, was selbst viele Optimisten so nicht erwartet hatten. Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Kurse getrieben. Den einen ist das Investment in Aktien ungeachtet des Dauer-Höhenflugs immer noch zu unsicher, die anderen sehen dagegen in Zeiten niedriger Zinsen überhaupt keine Alternative zu Wertpapieren. Fest steht: Wer geschickt handelt und Glück bei seinen Investments hat, der kann am Aktienmarkt Geld verdienen. Mit welchen Papieren das funktionieren könnte (natürlich ohne Gewähr) und was man sonst bei Aktien-Investments beachten sollte, verraten Fachleute.

Unter anderem, ob es sich bei einem Dax-Stand von mehr als 12 000 Punkten noch lohnt, einzusteigen. "Es ist für den Privatanleger nicht zu spät", meint Frank Wohlgemuth, Abteilungsleiter Resarch bei der WGZ Bank. Niedrige Zinsen, das billionenschwere Anleihen-Kaufprogram der EZB, die niedrigen Energiepreise, ein sinkender Euro und eine noch moderate Bewertung der Aktien sprechen aus Sicht von Wohlgemuth dafür, "dass der Aktienmarkt-Aufschwung noch lange nicht zu Ende ist".

Etwas zurückhaltender ist Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe: "Die Anlageentscheidung ist schwieriger geworden. Ohne Aktien ist keine Rendite zu erzielen, aber Private sollten jetzt nicht blind, sondern nur mit Augenmaß investieren. Die Kursrally seit Oktober ist spektakulär. Die Bewertungen haben zyklische Rekorde erreicht - das macht anfällig für Rücksetzer.

Unabhängig von dieser Einschätzung gilt: Wer sein Geld kurzfristig braucht, sollte wegen des Verlustrisikos keine Aktien kaufen. Langfristig waren die Gewinnchancen dagegen schon immer überdurchschnittlich groß und natürlich erst recht in Zeiten niedriger Zinsen. Wer keine Zeit hat, Kurse zu beobachten, sollte Fondsanteile kaufen.

Wann man kauft und verkauft, ist eine Frage der Nerven und der eigenen Ausgangsposition. In einzelnen Fällen verdienen Zocker viel Geld, aber mitunter lässt sich mit mehr Geduld noch mehr Ertrag erzielen. Zudem produziert jede Transaktion neue Kosten. Aber wenn eine Aktie längere Zeit gut läuft, bietet es sich an, Gewinne einzustreichen.

Was man jetzt kaufen soll, dazu haben wir die Experten auch befragt und ihre Tipps eingeteilt - für risikofreudige und risikoscheue Anleger sowie für solche Investoren, die mit ihrer Risikoneigung eher in der Mitte liegen.

Für risikofreudige Anleger

Hier empfielt WGZ-Bank-Analyst Wohlgemuth den Windkraftanlagenbauer Nordex ("hohes Gewinnwachstum, sehr hoher Auftragsbestand, deutliche Kennzahlenverbesserung") und den Spezialchemie-Anbieter Lanxess ("umfassende Konzernneuausrichtung, kapitalmarkterfahrenes Management, laufendes Kostensparprogramm sowie strategische Partnerschaften als weitere möglicher Kurstreiber").

Zimmermann empfiehlt hier die Deutsche Bank. Bankaktien seien "hoch spekulativ", die Deutsche-Bank-Aktie habe aber mit einem Abschlag von rund 40 Prozent zum Buchwert kurzfristig Potenzial. Sein zweiter Tipp für risikofreudige Investoren ist Daimler: "Der Wert ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 12 nicht teuer. Neue attraktive Modelle sollten dafür sorgen, dass Daimler weiter stärker als der gesamte Automarkt wächst."

Für risikoneutrale Anleger

Volkswagen gehört zu Wohlgemuths Favoriten. "VW hat ein starkes Mehrmarken-Portfolio, ist finanziell solide aufgestellt. Die Absatzentwicklung in Europa ist positiv, der Konzern ist zudem in China gut aufgestellt, und die Ausweitung des modularen Baukastensystems senkt dauerhaft Kosten", lautet die Begründung. Die Alternative: HeidelbergCement, wo Wohlgemuth deutlich steigende Gewinne erwartet. Das Unternehnen profitiere von der globalen wirtschaftlichen Erholung; zudem könnten Dividendenerhöhungen, Aktienrückkäufe und die Anteilsaufstockung bei Tochtergesellschaften den Kurs treiben.

Zimmermanns Favoriten in dieser Sparte heißen Rheinmetall ("Die Anleger starren zu sehr auf die aktuelle deutsche Rüstungsdebatte. Das Autogeschäft, das die Hälfte des Umsatzes ausmacht, ist auf der Spur") und RTL, das sowohl von der starken deutschen Binnenkonjunktur als auch von der erfolgreichen Erschließung digitaler Wachstumsmärkte profitieren könne.

Für risikoscheue Anleger

Die Schweizer Roche Holding ist für Wohlgemuth wegen ihrer starken Marktposition, der umfangreichen Produktpipeline und der hohen Dividendenrendite ein Kauf-Kandidat - ebenso wie Beiersdorf, das von der starken Marke Nivea ebenso profitiert wie von der verbesserten Konsumstimmung in Deutschland.

Zimmermann setzt auf Aktien mit "hoher und recht sicherer Dividende". Daher blieben deutsche Immobilienaktien trotz starker Kursentwicklung interessant; aber auch hier werde "die Luft dünner". Seine konkreten Tipps: Deutsche Annington und Hamborner.

(RP)
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