Grundkapital soll um zehn Prozent erhöht werden ThyssenKrupp braucht frisches Geld

Essen · Der kriselnde ThyssenKrupp-Konzern zapft den Kapitalmarkt an und will so seine Milliarden-Schuldenlast abbauen. Der Essener Konzern gab am Montag den Startschuss zu seiner lang erwarteten Kapitalerhöhung, das Grundkapital soll um zehn Prozent erhöht werden.

Grundkapital soll um zehn Prozent erhöht werden: ThyssenKrupp braucht frisches Geld
Foto: dpa, Federico Gambarini

Finanzkreisen zufolge könnten die neuen Aktien für 17,05 bis zum Schlusskurs von 17,635 Euro platziert werden - rund 900 Millionen Euro könnten so in die klammen Kassen in Essen fließen. Die beiden Großaktionäre - der Finanzinvestor Cevian und die mächtige Krupp-Stiftung - wollten sich zunächst nicht dazu äußern, ob sie sich an der Kapitalerhöhung beteiligen.

Grundkapital soll um zehn Prozent erhöht werden: ThyssenKrupp braucht frisches Geld
Foto: Endermann, Andreas

Konzernchef Heinrich Hiesinger kämpft derzeit an vielen Fronten - neben dem Schuldenberg machen ThyssenKrupp auch Milliarden-Verluste zu schaffen. Experten halten eine weitere Kapitalmaßnahme für möglich. Mit den Einnahmen aus der Kapitalerhöhung sollen "das Eigenkapital des Konzerns gestärkt und die Nettofinanzschulden reduziert werden", erklärte der Konzern. ThyssenKrupp will die neuen Aktien auf beschleunigtem Wege deutschen und internationalen Investoren anbieten. Üblicherweise wird die Maßnahme am nächsten Tag abgeschlossen. Die Commerzbank und J.P. Morgan begleiten die Transaktion.

Fünf Milliarden Euro Schulden drücken

Platzierungspreis und Emissionserlös sollen nach der Preisfestsetzung bekannt gegeben werden, hieß es weiter. Der Dax-Konzern hatte nach einem erneuten Verlust in Milliardenhöhe bereits eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent angekündigt. Das Unternehmen drücken Schulden von fünf Milliarden Euro.

Im Zusammenhang mit der Aktienemission könnte der Finanzinvestor Cevian seine Macht in dem Ruhrkonzern weiter ausbauen. "Cevian schließt nicht aus, sich an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen", hatte eine Sprecherin erst am Morgen bekräftig. Die Schweden hatten im September mitgeteilt, ihren Anteil auf 6,1 Prozent erhöht zu haben. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Hedgefonds auch Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden will.

Bislang galt die mächtige Krupp-Stiftung mit ihrer Sperrminorität von 25,3 Prozent als Garant für den Erhalt des Konzerns mit 150.000 Mitarbeitern und als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme oder Zerschlagung. Sie ließ am Montag offen, ob sie bei einer Kapitalerhöhung mitzieht. "Wir äußern uns nicht öffentlich zu dem Anlageverhalten der Stiftung", sagte ein Sprecher am Abend. Die Stiftung finanziert ihre Arbeit allerdings auch wesentlich aus den Dividendenzahlungen von ThyssenKrupp - und diese fallen angesichts eines neuen Milliardenverlustes nun das zweite Mal in Folge aus. Bislang kann die Stiftung drei Vertreter direkt in den Aufsichtsrat entsenden. Schrumpft der Anteil bei einer Kapitalerhöhung unter die 25-Prozent-Marke, würden es künftig nur noch zwei sein. Den freien Platz könnte dann etwa Cevian einnehmen.

ThyssenKrupp benötigt dringend die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung, drücken den Konzern doch Schulden von fünf Milliarden Euro. Zugleich ist die Eigenkapitalquote auf 7,1 Prozent abgerutscht - der mit Abstand niedrigste Wert eines Dax-Konzerns. Die Kapitalerhöhung könnte nicht der letzte Schritt sein. Bei weiteren Verlusten und Abschreibungen würde der Nutzen schnell verpuffen. Im kommenden Jahr habe ThyssenKrupp einen Refinanzierungsbedarf von 3,5 Milliarden Euro, erläuterte Warburg-Research-Analyst Björn Voss. Eine bislang nicht genutzte Kreditlinie von 2,5 Milliarden Euro laufe im Juni 2014 ab. Darüber hinaus müsse ThyssenKrupp in dem Monat noch eine Anleihe von einer Milliarde Euro bedienen.

(REU)
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