ARD und ZDF stoppen Vertrag mit Netzbetreibern Kunden drohen höhere Kabelgebühren

Düsseldorf · Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen ab 2013 keine Einspeisegebühr mehr bei UnityMedia oder Kabel-Deutschland zahlen. Sie könnten so 60 Millionen Euro pro Jahr sparen – und die Netzfirmen können sich nur schwer wehren. Auf die Kunden könnten so höhere Gebühren zukommen.

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Foto: gms

Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen ab 2013 keine Einspeisegebühr mehr bei UnityMedia oder Kabel-Deutschland zahlen. Sie könnten so 60 Millionen Euro pro Jahr sparen — und die Netzfirmen können sich nur schwer wehren. Auf die Kunden könnten so höhere Gebühren zukommen.

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten machen in ihrem Streit mit den Kabel-Fernsehgesellschaften Ernst. ARD und ZDF haben am Montag praktisch gleichzeitig ihre Einspeiseverträge mit den großen Kabelgesellschaften Deutschlands gekündigt. Sie wollen keine Gebühren mehr dafür zahlen, dass ihre Programme dort verbreitet werden. Damit wollen sie pro Jahr insgesamt 60 Millionen Euro sparen.

Laut ARD und ZDF droht den Kunden trotzdem kein wesentlicher Nachteil: Die Kabelfirmen seien gesetzlich verpflichtet, die wesentlichen Programme von ARD und ZDF zu übertragen.

Lutz Schüler, Chef der in NRW dominierenden Unitymedia, droht dagegen sowohl mit einem Boykott von ARD und ZDF als auch — wenn auch indirekt — mit höheren Preisen für die Kunden: "Wir müssen die Sender von ARD und ZDF nicht übertragen, wenn diese keine Kapazitäten bei uns buchen", erklärte er bereits vergangene Woche.

Ganz so sicher war er sich seiner Sache aber nicht, da er dann einschränkte: "Insbesondere müssen wir nicht jeden kleinen Spartensender der ARD übertragen." Zusätzlich erläuterte Schüler, dass er den Kunden nur einen günstigen Zugangspreis bieten könne, weil er von ARD und ZDF Geld dazu bekomme — sprich: Ohne Zuschuss könnten die Gebühren steigen.

Konkurrenz von Internet-TV und Co.

Ganz so wild wird es für die Kunden wohl nicht kommen. So erklärt die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen ausdrücklich, dass beim digitalen Kabelfernsehen mit seinen Hunderten Programmen "die digitalen Programmpakete von ARD und ZDF vorrangig eingespeist werden müssen". Bei analogen Anschlüssen, die extrem an Bedeutung gewinnen und viel weniger Programme zeigen, seien in NRW als "gesetzlich bestimmte Programme" das Erste Programm, ZDF, WDR, Arte, 3Sat, Kika und Phoenix vorgeschrieben.

Und breite Preiserhöhungen sind für die Kabel-Firmen sowieso schwer durchzusetzen, da viele Kunden dann zu Internet-TV oder den kostenlosen Angeboten Satellit oder DVBT wechseln könnten. Nebenbei bemerkt: ARD und ZDF zahlen für jeden der 17,3 Millionen Kabelanschlüsse nicht einmal vier Euro Einspeisegebühr pro Jahr. Würde man dieses Geld nun bei den Kunden drauflegen, wären dies 28 Cent im Monat.

Angesichts dieser Fakten setzen die Kabelfirmen auf Verhandlungen, um einen Teil der 60 Millionen Euro zu retten. Sie argumentieren auch damit, dass ARD und ZDF rund 70 Millionen Euro an die Satellitenbetreiber zahlen sowie mehr als 270 Millionen Euro für die Verbreitung von DVBT. ARD und ZDF weisen den Vergleich zurück: Satelliten-TV ließe sich ohne Gebühr empfangen, ebenso DVBT, wogegen die Kabel-Firmen ja von den Kunden Geld erhalten.

Gebühr bereits aus Budget gestrichen

Wird es nun einen Kompromiss geben? Hart gibt sich ZDF-Intentant Thomas Bellut: "Es ist nicht mehr zu rechtfertigen, dass Gebühren an Unternehmen gezahlt werden, die mit der Vermarktung unserer Programme gutes Geld verdienen."

Die Einspeiseentgelte seien "historisch überholt", ergänzt MDR-Intendantin Karola Wille. Damit ist gemeint, dass die Kabel-Firmen ihre Netze auch dank Zuschüssen aufbauen konnten und dass sie nun dank Digitalisierung weitere Einnahmen wie Internet und Pay-TV haben.

Wohin die Reise geht, haben ARD und ZDF schon im Etat festgelegt: Sie haben die 60 Milllionen Einspeisegebühr ab 2013 komplett aus den Budgets gekürzt.

(RP/das/rm)
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