Sat-, DVB-T- oder Kabel-Empfang Warum der Nachbar früher jubelt

Düsseldorf · Als in vielen deutschen Wohnzimmern die Flanke von Sami Khedira noch in der Luft war, da hatte in vielen anderen deutschen Wohnzimmern Mario Gomez schon längst getroffen. Diese Erfahrung machen derzeit während der Europameisterschaft viele TV-Zuschauer.

Der Nachbar jubelt früher, in der Kneipe nebenan wird schon gebrüllt, während am eigenen TV-Gerät der Freistoß noch gar nicht ausgeführt ist. Die Spannung ist dahin, was besonders beim Elfmeterschießen ärgerlich werden kann. Der Neusser TV-Experte Soufian Charrak (29) erklärt, warum es bei manchen Fernsehern zu Verzögerungen im Bild kommen kann – und bei welchem Empfang das Bild am schnellsten ist.

Generelle Verzögerung: Live heißt nicht gleich live. Bis zu 100 Sekunden dürfen zwischen dem echten Torschuss und dem Torschuss im Fernseher liegen, damit es sich noch um eine Live-Übertragung handelt. Nach Auskunft des WDR gibt es aber keine Verzögerung, da es sich um Glasfaserkabel handele.

Sat-Empfang: Wer das Bild über eine Satelliten-Schüssel empfängt, ist ganz vorne dabei. Dann ist das Signal mit am schnellsten beim Kunden. Seit Ende April ist das Bild zudem noch digital. "Der Sender schickt das Bild zum Satelliten, und von dort kommt es direkt nach Hause", erklärt Soufian Charrak. Bei anderen TV-Zuschauern nimmt das Signal erst noch einen Umweg.

Kabel-Empfang: Analoges Kabel ist noch schneller als Satellit – dafür leidet die Bildqualität. Das digitale Kabel hinkt zwei bis drei Sekunden hinterher. "Der Anbieter nimmt das Signal vom Satelliten auf und wandelt es in ein Kabel-Signal um", erklärt Charrak. Bild und Ton werden in Daten umgerechnet, das dauert.

DVB-T: Das digitale terrestrische Fernsehen ist die Variante mit der größten Verzögerung: bis zu acht Sekunden beträgt der Zeitunterschied zum Satelliten. "Das Signal wird wie beim Kabelfernsehen aufgenommen, zum Funkturm geschickt, und der funkt es noch einmal weiter", sagt Soufian Charrak.

Internet-Fernsehen: ARD und ZDF bieten die Spiele auch als Stream im Internet an. Dann dauert es noch länger: Das digitalisierte Bild wird auf dem Server zwischengespeichert und im Computer noch einmal gepuffert – damit es keine Aussetzer in der Übertragung gibt. Das kostet Zeit: ungefähr 30 Sekunden.

Smartphone: Unterwegs können Smartphone-Besitzer auch über Apps auf dem Telefon Fußball gucken. Weil die mobile Internet-Verbindung aber noch langsamer ist als die zu Hause, muss man laut Soufian Charrak sogar mit rund 40 Sekunden Verzögerung rechnen.

(RP/can)
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