Kostenexplosion in Berlin Hauptstadtflughafen wird deutlich teurer

Berlin · Am Hauptstadtflughafen mehren sich die Anzeichen für eine Kostenexplosion. Die verfügbaren Mittel seien weitestgehend ausgegeben oder verplant, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Montag. Der staatlichen Betreibergesellschaft stehen aber weitere Rechnungen ins Haus.

Schadenersatz für die geplatzte Eröffnung und mögliche Nachforderungen von Baufirmen. "Niemand weiß heute - 13 Tage nach der Entscheidung über die Verschiebung -, ob der Finanzierungsrahmen ausreicht", sagte Platzeck.

Nach dpa-Informationen sind aus der ursprünglich veranschlagten Investitionssumme von 2,4 Milliarden Euro inzwischen 2,995 Milliarden Euro geworden - etwa weil zahlreiche zusätzliche Arbeiter auf die Baustelle kamen, um den Eröffnungstermin zu schaffen. Zuletzt waren es bis zu 7000 am Tag, und sie standen sich häufig gegenseitig im Weg - Doppelarbeiten waren die Folge. Nun ist es nach diesen Informationen wahrscheinlich, dass die 3-Milliarden-Grenze deutlich durchbrochen wird.

Allein das Abfertigungsgebäude kostet nach aktueller Prognose 1,27 Milliarden Euro, wie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Montag sagte. Damit wäre das Abfertigungsgebäude doppelt so teuer wie in der Ausschreibung. Allerdings ist der Bau inzwischen auch 50 Prozent größer als zuerst vorgesehen, etwa weil zusätzliche Gebäudeflügel gebaut wurden. Zusätzliche Kosten brachten auch die doppelstöckigen Fluggastbrücken und neue Sicherheitstechnik wegen der EU-Freigabe für Wasserflaschen im Handgepäck ab 2013.

Am Rande der finanziellen Belastbarkeit

Insgesamt stehen für den Bau etwa 3,36 Milliarden Euro zur Verfügung - 2,4 Milliarden Euro an Krediten, 430 Millionen Euro Steuergeld und 530 Millionen Euro Eigenmittel der Flughafengesellschaft. Damit müssen auch Zinsen bezahlt werden, so dass die Bauherren an den Rand der finanziellen Belastbarkeit kommen. Wie Platzeck hatte auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) angedeutet, dass der Finanzierungsrahmen möglicherweise nicht zu halten sei. Die Flughafengesellschaft teilte mit, die Kosten in den nächsten Wochen grundlegend zu überprüfen.
Platzeck sagte, die Flughafengesellschaft müsse dem Aufsichtsrat am 22. Juni seriöse Zahlen nennen.

Die Eröffnung des Flughafens war vom 3. Juni auf März 2013 verschoben worden, weil die Brandschutzanlage nicht fertig ist. Die Betreiber gehen davon aus, dass sie die Verschiebung monatlich 15 Millionen Euro kostet, allerdings noch ohne die angekündigten Schadenersatzforderungen der Fluggesellschaften.

Platzeck ließ offen, ob der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg als Eigentümer Geld nachschießen müssen. Zusatzkosten durch sogenannte Zinswetten, wie vom "Spiegel" berichtet, gebe es nicht, hob Platzeck hervor. Laut Geschäftsbericht für 2011 lagen die Risiken aus diesen Geschäften zum Jahresende bei 214,5 Millionen Euro. Das seien Buchwerte, sagte Platzeck. Die Geschäftsführung habe nicht vor, die sogenannten Swaps zu kündigen. Sie sollen den Flughafen gegen steigende Kreditzinsen absichern.

(dpa)
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