Schwere Zeiten für Buchverlage Bertelsmann tröstet sich mit Erotikerfolgen

Gütersloh · Die Buchverlage haben mit sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen. Zumindest der Bestseller "Fifty Shades of Grey" hilft dem Medienkonzern Bertelsmann durch schwere Zeiten.

Das Buch "Shades of Grey" von E. L. James feiert Welterfolge
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"Shades of Grey" feiert Welterfolge

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Der Buchverlag Random House konnte so seinen operativen Gewinn im ersten Halbjahr fast verdoppeln, während die beiden großen Konzerntöchter RTL und Gruner + Jahr rückläufige Überschüsse verzeichneten, wie Bertelsmann am Freitag in Gütersloh mitteilte.

Der Konzernumsatz stieg demnach um 5 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Den Nettogewinn erhöhte sich um 31 Prozent auf 353 Millionen Euro. Der Profit stieg allerdings nicht wegen eines besseren operativen Ergebnisses, sondern vor allem wegen des Wegfalls von Sondereinflüssen, die im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres den Gewinn gemindert hatten.

Allein von März bis Juni wurden weltweit 30 Millionen Bücher der "Shades of Grey"-Trilogie verkauft. Der britische Verlag Random House meldete ein Rekordergebnis nach Gütersloh: 790 Millionen Euro Umsatz und 114 Millionen Euro operativen Gewinn.

Die Gründe für den Anstieg sind demnach auch andere Bestseller wie "Calico Joe" von John Grisham oder "Gone Girl" von Gillian Flynn. Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe hob hervor, dass der Verlag bereits ein Viertels des Umsatzes mit elektronischen Büchern erziele. "Wir verdienen mit digitalen Inhalten Geld", erklärte er.

Die Töchter RTL und G+J berichteten dagegen fallende Gewinne: Der operative Gewinn bei RTL sank um fast 50 Millionen Euro auf rund 500 Millionen Euro, während der Umsatz bei 2,8 Milliarden Euro stagnierte. Vor allem in Südeuropa und Osteuropa waren die Werbemärkte rückläufig, wie Bertelsmann mitteilte.

Der G+J-Umsatz stagnierte bei 1,1 Milliarden Euro. Der Gewinn brach um 40 Millionen Euro auf 85 Millionen Euro ein. Hier belastete vor allem der Rückgang im Anzeigengeschäft in Deutschland die Zahlen sowie Anlaufinvestitionen für das Internetgeschäft, bei dem Gruner im Vergleich zur Konkurrenz noch schwach ist.

Buchholz schied aus Bertelsmann-Vorstand aus

Der G+J-Chef Bernd Buchholz hatte vor zwei Tagen sein Amt als Mitglied des Konzernvorstandes aufgegeben. Nach Medienberichten hat er sich mit Rabe überworfen. Rabe wollte sich zu Spekulationen über die Personalie nicht äußern. Er sagte lediglich, dass er das Ausscheiden des Managers aus dem Konzernvorstand bedauere. Zur Zukunft des G+J-Verlags ("Stern", "Brigitte", "Neon") sagte er, Qualitätsjournalismus bleibe ein Anliegen von Bertelsmann. Die Digitalisierung des Geschäfts solle vorangetrieben werden, das notwendige Kapital werde der Verlag bekommen.

Rabe hielt am Ziel eines "moderaten Umsatzwachstums" und eines höheren Nettogewinns des Konzerns auf Jahressicht fest. Die aktuelle Unsicherheit infolge der Eurokrise mache aber Prognosen über die Entwicklung der Werbekonjunktur schwer. Während das Geschäft in Deutschland leicht gewachsen sei, bereite der übrige europäische Markt Sorgen. Je weiter man nach Osten oder Süden komme, desto schwieriger werde es. Als Aufgaben für die nächste Zeit nannte er unter anderem die "Transformation unserer Geschäfte" in das Internet sowie die Expansion in Wachstumsregionen wie Asien und Südamerika.

Die Dienstleistungstochter Arvato steigerte dem Umsatz auf 2,1 Milliarden Euro, der Gewinn stieg leicht auf 83 Millionen Euro. Die Druckereien steuerten 20 Millionen Euro Gewinn bei.

Bertelsmann beschäftige zum 30. Juni weltweit 104.768 Mitarbeiter, rund 1.000 mehr als vor einem Jahr.

(APD)
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