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Düsseldorfer Versicherungsrie Weitere Lustreisen machen Ergo Ärger

Düsseldorf · Erst eine Prostituierten-Party in Budapest, nun ein umstrittener Club-Besuch auf Mallorca und Reisen in einen Swingerclub auf Jamaica: Versicherungsvertreter sollen mit fragwürdigen Reisen belohnt worden sein. Der Konzern nennt die Fälle unvergleichbar, das Image leidet trotzdem.

 Die nun bekannt gewordenen Reisen führten nach Jamaika und Mallorca.

Die nun bekannt gewordenen Reisen führten nach Jamaika und Mallorca.

Foto: dpa, Martin Gerten

Der Donnerstag war ein schwarzer Tag für den Düsseldorfer Versicherungsriesen Ergo. Das "Handelsblatt" berichtete über drei interne Untersuchungsberichte der Ergo zu Belohnungsreisen für Versicherungsvertreter, die nach Einschätzung der Revision einen hohen Image-Schaden für den Konzern bringen könnten. Bei einer 56.000 Euro teuren Reise nach Mallorca im Jahr 2005 fanden die Prüfer zwei Abrechnungen von insgesamt 2400 Euro, bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um Abrechnungen von "Kosten für einen Nachtclub-/Bordellbesuch" handeln könnte.

Drei weitere Reisen für insgesamt 104.000 Euro gingen zwischen 2009 und 2011 in den Swingerclub Hedonism II auf Jamaica. In einem Swingerclub ist der Tausch von Partnern üblich. Laut den internen Prüfberichten, die unserer Redaktion vorliegen, hätte man das Hotel bereits per Internet-Recherche als "ein bekanntes Reiseziel für entsprechend interessierte Personen" identifizieren können.

Ergo: Ergebnis eigener Recherchen

Einer der Organisatoren der Reisen redet sich in dem Bericht aber damit heraus, er verweigere die Internet-Nutzung und habe darum nicht gewusst, wie es in dem Club zugehe. Als er dann das Haus betreten habe, habe er "gewusst", dass die Reise ein Fehler gewesen sei — von "sexuellen Handlungen" während der Reise habe er aber keine Kenntnis.

Allerdings erzählte er den internen Prüfern von einem pikanten Vorfall: Das Magazin "Playboy" habe ausgerechnet während der Anwesenheit seiner Reisegruppe ein Fotoshooting mit Models in dem Club gemacht — und die deutschen Versicherungsvertreter seien auf einigen dieser Fotos mit aufgenommen worden. Nun sei "nicht auszuschließen", heißt es im Revisionsbericht, "dass diese Fotos an die Öffentlichkeit gelangen".

Soweit ist es bisher nicht gekommen. Doch der Imageschaden ist bereits groß. "Solche Vorfälle kann sich ein seriöses Unternehmen nicht leisten", sagt der Kommunikationsexperte Klaus Kocks, früher Vorstand bei Volkswagen. Er warnt auch davon, dass die Vorfälle die Belegschaft von Ergo belasten. "So etwas drückt enorm auf die Motivation. Da geben sich Tausende Beschäftigte täglich Mühe, ihren Job gut zu erledigen, und schon wieder kommt ein Skandal heraus."

Ergo verweist zu den jüngsten Berichten darauf, dass sie Ergebnis eigener Recherchen gewesen seien. Man habe sich alle Mühe gegeben, sämtliche Missstände aufzuklären, nachdem vor einem Jahr herausgekommen war, dass 2007 Vertriebsmitarbeiter bei einer Party in der Budapester Gellert-Therme mit Prostituierten gefeiert hatten.

Reisen der selbstständigen Vertreter

Die Ergo räumt ein, dass die Reisen nach Mallorca und Jamaica teilweise über ihre Zentrale abgerechnet wurden. Doch man habe nur schwer erkennen können, welchen Inhalt die Reisen hatten. "Damals und auch jetzt ist nicht ganz klar, wofür das Geld in Mallorca nun wirklich ausgegeben wurde", heißt es in der Pressestelle. "Da die Rechnung von einem Lokal kommt, das es anscheinend nicht einmal gibt, können wir sogar Spesenbetrug nicht ganz ausschließen."

Zudem handele es sich bei den Reisen nach Mallorca und Jamaica — anders als bei der Budapest-Tour — nicht um zentral vom Konzern organisierte Veranstaltungen. Stattdessen hätten die selbstständigen Vertreter die Reisen eigenständig organisiert und nachträglich Rechnungen eingereicht. Darum sei es auch korrekt gewesen, dass Ergo-Chef Torsten Oletzky vor einem Jahr die Budapester Reise als "Einzelfall" bezeichnet habe.

Zur Frage aber, ob Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard, der Chef der Munich Re, die drei Revisionsberichte nach ihrer Fertigstellung bekommen habe, gab es gestern keine klare Antwort. Auf dem Verteiler der Berichte standen zehn Ergo-Manager und Vorstände, der mächtige Oberaufseher nicht.

(RP/das)
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