Köln Telekom schickt Techniker auch samstags

Köln · Die Kunden sollen nicht mehr so oft extra für Telekom-Termine freinehmen müssen. Auf der Hauptversammlung in Köln attackiert Vorstandschef Tim Höttges derweil hart die Wettbewerber: Die sollten investieren statt zu jammern.

Die Deutsche Telekom möchte ihre Techniker künftig viel häufiger auch an Samstagen zu den Kunden schicken, wenn Geräte oder Leitungen installiert oder repariert werden müssen. Dies kündigte Vorstandschef Timotheus ("Tim") Höttges auf der Hauptversammlung in Köln an.

Höttges stellte auch einen verbesserten Umzugsservice für Kunden vor. Viele Kunden würden sich fragen, warum sie im Service immer wieder an einen anderen Ansprechpartner geraten. Nun sollen diese Bürger "persönliche Berater" bekommen. Wie ein konstanter Informationsaustausch funktionieren soll, wenn Mitarbeiter Urlaub oder frei haben, erklärte Ökonom Höttges zwar nicht - aber ansonsten ähnelt das Konzept dem Vorgehen vieler Banken, um Kunden zu binden.

Auch mit dem Ziel der Kundenbindung wird der Konzern bei der Versteigerung der neuen Übertragungsrechte der Bundesliga mitbieten. Das deutete Höttges auch an. Dafür brauche man aber ein "vernünftiges Geschäftsmodell". Gemeint ist, dass der Konzern nicht zu viel zahlen kann und möglicherweise Partner braucht, um ein Rechtepaket kaufen zu können.

Heftig attackierte der Vorstandschef die Konkurrenten, weil die die Netzausbaupläne der Telekom unfair angriffen und selbst zu wenig investierten. "Unsere Wettbewerber kritisieren und jammern in einer Tour" , sagte er. Als radikale Lösung schlug er vor, die Regulierung der Telekom weitgehend aufzuheben: In allen Regionen, in denen es Wettbewerber mit eigener Infrastruktur gäbe - das wären alle Städte wegen der dortigen Kabel-TV-Netze von Unitymedia und Co. - , solle die Telekom selber entscheiden können, zu welchen Preisen sie ihre Leistungen an Wettbewerber verkauft.

Als Ergebnis, so Höttges, würden die Konkurrenten dann mehr investieren, weil sie ja die Leitungen der Telekom nicht mehr so günstig zum Weiterverkaufen erhalten.

Der Verband der Telekom-Konkurrenten, VATM, erklärte als Reaktion, die Telekom wolle den Markt remonopolisieren. In diese Richtung ginge auch der Plan, die Ortsnetze mit der neuen "Vectoring"-Technik aufzurüsten, zu der die Wettbewerber nur teilweise einen Zugang erhalten. Außerdem würde diese Aufrüstung der Ortsnetze von möglichen alternativen Investitionen in Glasfasernetze bis hin zum Haushalt abhalten. Sie würde also am Ende Deutschland schaden.

Die meisten Aktionärssprecher unterstützten den Kurs der Telekom ausdrücklich. Stefan ten Dornkaat von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger lobte, dass der Konzern auch dank des starken USA-Ablegers vergangenes Jahr ein Umsatzplus von zehn Prozent erreichte.

Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment begrüßte, dass der Kurs der T-Aktie sich in den letzten drei Jahren auf rund 16,50 Euro verdoppelt habe, nachdem das Papier davor viele Jahre lang unter zehn Euro dümpelte. Allerdings wies Speich auch auf Schwachstellen hin: Die Telekom müsse mehr aufpassen, dass US-Konzerne wie Amazon, Google und Apple ihre Netze nicht einseitig für ihre Geschäfte nutzten und ihr mit Diensten wie Skype oder WhatsApp immer mehr Konkurrenz machten.

Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) forderte die Aktionäre von der Bühne aus auf, dem Vorstand Beifall zu klatschen. Tüngler: "Die Wachstumsstrategie ist gut und wird konsequent umgesetzt."

Da nur rund 2000 Aktionäre gekommen waren, hielt sich der Applaus in Grenzen. Und weil so wenige Gäste angereist waren, war es wohl die letzte Telekom-Hauptversammlung in der Lanxess-Arena mit ihren maximal 20.000 Plätzen. Nächstes Jahr, meinen Insider, trifft man sich wohl im neuen Bonner Kongresszentrum mit 3000 Plätzen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort