Düsseldorf Rheinmetall: Börsengang der Autosparte abgesagt

Düsseldorf · Der Rüstungskonzern Rheinmetall bläst den Börsengang seiner Autosparte KSPG zum dritten Mal ab. Wegen der großen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten in der Eurozone sehe man in absehbarer Zeit "keine Voraussetzungen für einen Börsengang", teilte Rheinmetall gestern mit.

Das Unternehmen reiht sich damit in eine ungewöhnlich lange Liste von Börsengängen ein, die allein in Deutschland in diesem Jahr schon geplatzt sind. Auch der Chemiekonzern Evonik, der Versicherer Talanx und die Siemens-Tochter Osram haben ihre Börsenpläne vorerst begraben. "Der Markt für Börsengänge ist tot", meint Bankhaus-Lampe-Analyst Gordon Schönell, "die Anleger misstrauen den großen Geldmengen und warten erst ab, wie sich die Euro-Krise entwickelt."

Rheinmetall hatte den Börsengang seiner Tochter, die in diesem Jahr 2,4 Milliarden Euro umsetzen soll und früher Kolbenschmidt Pierburg hieß, erstmals im vergangenen Jahr angekündigt. Im November 2011 legte das Unternehmen den Verkauf dann aber "im Lichte der gegenwärtigen Instabilität an den Kapitalmärkten" auf Eis. Im Mai 2012 hieß es, KSPG solle noch im ersten Halbjahr an die Börse gehen. Ende Juni hieß es, der Börsengang sei "weiterhin eine Option", werde aber "nicht mehr vor der Sommerpause" durchgeführt. Gestern hieß es, der Börsengang sei erst wieder eine Option, "wenn mit Blick auf die Märkte das erforderliche Maß an nachhaltiger Stabilität gegeben" sei. Bankenkreise hatten den Wert der KSPG im Mai auf rund eine Milliarde Euro taxiert.

Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt betonte, dass die erneute Absage keine negativen Folgen für den im M-Dax notierten Konzern habe. "Wir stehen unter keinem Zeitdruck, weil die Unternehmensentwicklung mittelfristig auch ohne einen Börsengang von Automotive gesichert ist. Wir konzentrieren uns jetzt voll auf die weitere Performance-Steigerung unserer beiden Unternehmensbereiche", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Mit dem Börsengang der Autosparte wollte Rheinmetall sich von seiner Zwei-Säulen-Strategie (Rüstung und Auto) verabschieden, um mehr Spielraum für das Geschäft mit gepanzerten Fahrzeugen, Flugabwehrsystemen, Waffen und Munition zu bekommen. Die Börse begrüßte die Absage: Die Rheinmetall-Aktie legte um rund zwei Prozent zu.

(RP)
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