Düsseldorf Provinzial: Bei Fusion fallen 500 Jobs weg

Düsseldorf · Das Management befürwortet ein Zusammengehen der beiden öffentlichen Versicherer. Doch die Eigentümer streiten vor allem um die Rechtsform. Wo der Hauptsitz sein könnte, ist auch noch nicht geklärt.

Eine Fusion der beiden Provinzial-Versicherungsgruppen in Düsseldorf und Münster/Kiel könnte eine Gewinnsteigerung von 40 bis 50 Prozent bewirken. Zu diesem Ergebnis sind die Manager beider Unternehmen in ihrem Konzept zum Zusammenschluss beider Firmen gekommen, das sie ihren Gewährträgern und Eigentümern vorgelegt haben. Allerdings seien bisher nur externe, offen zugängliche Zahlen zugrunde gelegt worden; für die sogenannte Due-Dilligence-Prüfung – eine Risikoanalyse, bei der jeder Partner Einblick in das Zahlenwerk des anderen erhält – sei eine Zustimmung der Eigentümer notwendig, sagte Provinzial-Rheinland-Chef Walter Tesarczyk bei der Bilanzvorlage.

Grünes Licht dafür hat aber noch niemand gegeben. Niemand will mit offenen Karten spielen, so lange die Eigentümer die Fusion nicht angeschoben haben. Am Ende könnte ja noch alles platzen, und wenn dann einer der beiden Fusionskandidaten woanders einen potenziellen Partner entdeckte, könnte er die Zahlen des öffentlichen Konkurrenten gleich mit einbringen.

Zumindest gilt eine Fusion laut gemeinsamem Konzept als "betriebswirtschaftlich sinnvoll", wie Tesarczyk sagte. In diesem Konzept steht auch ein möglicher Abbau von 350 bis 500 der zusammengerechnet 5000 Jobs im Innendienst. Der könnte, so Tesarczyks Einschätzung, ohne betriebsbedingte Kündigungen funktionieren. Bei der Provinzial Rheinland sei die Fluktuation deutlich höher als die kalkulierten Abbauzahlen. Und, daran lässt Tesarczyk keinen Zweifel, auch falls die Fusion scheitere, müssten auf Dauer Arbeitsplätze gestrichen werden, damit die Unternehmen wettbewerbsfähig blieben. In Zeiten niedriger Zinsen und entsprechend geringer Kapitalerträge denken alle darüber nach, wie sie noch weiter Kosten sparen können.

Der Diskussions-Sprengstoff könnte also woanders liegen. Etwa in der Frage der Firmenzentrale. "Ein neues Unternehmen bräuchte nur eine Hauptverwaltung und eine IT", sagt Tesarczyk unmissverständlich. Zur Diskussion steht angeblich, die Sachversicherungen und die Holding auf die Standorte Münster und Düsseldorf zu verteilen. Ob alle Eigentümer dem von Tesarczyk und seinem Münsteraner Pendant Ulrich Rüther entwickelten Konzept auch in dem Punkt zustimmen, ist offen. Die Manager sollten klarmachen, welche Argumente für welchen Standort sprächen, hatte es zuletzt geheißen.

Noch schwieriger könnte es bei der Frage der Rechtsform werden. Die Provinzial Nordwest Holding ist eine AG, die Provinzial Rheinland Holding eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Wenn sie zur AG werden sollte, müsste vorher der Staatsvertrag zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland/Pfalz (die dortigen Sparkassen gehören zu den Gewährträgern der Provinzial Rheinland) geändert werden. Eine AG ist aber politisch offenbar nicht gewollt: Sie unterläge der Kontrolle der Finanzaufsicht Bafin, während eine Anstalt durch den Landesfinanzminister überwacht würde. Der politische Einfluss wäre also ungleich größer. Als Gegner dieser Lösung gilt Wolfgang Kirsch, Chef des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, einem der vier Provinzial-Nordwest-Eigentümer. Die Lösung würde auf jeden Fall teurer.

(RP)
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