Köln Telekom und Vodafone verbünden sich

Köln · Vodafone wird künftig viel schnellere DSL-Anschlüsse mit Hilfe des Bonner Konkurrenten anbieten. Auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom kritisieren Aktionäre die geplante Drosselung im Internet.

Pünktlich zur gestrigen Hauptversammlung in Köln konnte die Telekom einen wichtigen Erfolg verkünden. Der Düsseldorfer Hauptwettbewerber Vodafone hat sich verpflichtet, viele hunderttausend sogenannte VDSL-Anschlüsse der Telekom abzunehmen. Damit zeichnet sich ab, dass Vodafone stärker als bisher erwartet schnelle Internetanschlüsse vermarkten wird. Der Ende des Jahres ausscheidende Telekom-Chef René Obermann ließ verkünden: "Vodafone setzt auf Magenta."

Konkret hat Vodafone der Telekom zugesagt, einen Zuschuss für den Ausbau des DSL-Netzes mit der sogenannten Vectoring-Technologie zu bezahlen. Vodafone wird Kunden dazu animieren, statt der jetzigen DSL-Verträge mit bis zu 16 Megabit künftige VDSL-Verträge mit bis zu 100 Megabit/Sekunde abzunehmen. Insgesamt will die Telekom das Festnetz für 24 Millionen Haushalte mit der Vectoring-Technik auf bis zu 100 Megabit/Sekunde aufrüsten – doppelt so schnell wie die jetzigen VDSL-Anschlüsse.

Durch das neue Bündnis wird Vodafone einerseits abhängiger von der Telekom, spart aber andererseits auch viel Geld. Denn anstatt von dem Ex- Monopolisten nur den Kupferdraht in die Wohnung für etwas mehr als zehn Euro zu mieten und darüber eigene Signale zu senden, wird sie künftig für schätzungsweise 15 Euro im Monat pro Kunde einen weitgehend durchgeschalteten VDSL-Anschluss anmieten. Allerdings hat Vodafone keine Alternative: Bei nur 3,5 Millionen eigenen DSL-Kunden wäre es nicht lohnend, das Netz selbst auszubauen.

Deutlich kritisierten die Aktionäre in Köln die künftigen Volumengrenzen bei DSL, ab denen das Tempo "gedrosselt" wird. "Das könnte eine neue Kündigungswelle der Kunden provozieren", warnte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Invest. "Sie haben die ganze Öffentlichkeit gegen sich aufgebracht", sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Hart kritisierten Aktionäre auch, dass Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges im Aufsichtsrat von Bayern München mit den anderen sieben Kontrolleuren einen Rückzug von Aufsichtsrats-Chef Uli Hoeneß ablehnte. Hoeneß steht wegen seiner Steueraffäre unter Druck. Die Telekom könnte nicht nach ihren verschiedenen Spitzel- und Datenaffären selbst großen Wert auf das Einhalten von Gesetzen legen, doch als Sponsor von Bayern München nachsichtig sein.

Ansonsten zogen die Aktionärsvertreter eine durchwachsene Bilanz der sieben Jahre von René Obermann an der Telekom-Spitze. Der 50-jährige habe den Konzern zwar modernisiert und viele "Baustellen" abgeräumt. Aber der Aktienkurs sei weiter viel niedriger als bei Obermanns Start im Jahr 2006.

Großes Lob erhielten Obermann und Höttges aber dafür, den angeschlagenen Ableger T-Mobile USA mit einem kleineren US-Wettbewerber zusammengeführt zu haben. Weil das neue Unternehmen börsennotiert ist, kann die Telekom nun langsam aus Amerika aussteigen. Höttges stellte als künftiger Konzernchef klar, man könne sich ganz aus USA verabschieden: Die Telekom habe das Recht, ihre Aktien am neuen Joint-Venture auf einen Schlag abzugeben, sagte er vor den 3000 Aktionären. Wenn das klappt, könnte die T-Aktie sich weiter erholen – seit März ist sie bereits fast um 20 Prozent gestiegen.

(RP)
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