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Hamburg Neue S-Klasse soll Mercedes-Chef retten

Hamburg · Gestern Abend wurde in Hamburg die Neuauflage von Deutschlands bekanntester Limousine vorgestellt. Sie ist ab 80 000 Euro erhältlich. Mit ihrem Erfolg entscheidet sich auch die Zukunft von Konzernchef Dieter Zetsche.

 Nur 4,4 Liter Diesel verbraucht die S-Klasse in einer speziellen Diesel-Variante. Wer dagegen einen Wagen mit 455 PS bestellt, muss immerhin einen Spritverbrauch von 8,6 Litern einplanen.

Nur 4,4 Liter Diesel verbraucht die S-Klasse in einer speziellen Diesel-Variante. Wer dagegen einen Wagen mit 455 PS bestellt, muss immerhin einen Spritverbrauch von 8,6 Litern einplanen.

Foto: Mercedes

Wenn Mercedes wie gestern Abend in Hamburg eine neue S-Klasse vorstellt, geht es immer auch um den Titel des "Besten Autos der Welt". Es gibt nicht viele Produkte, die das Wesen einer Marke so stark definieren und darüber hinaus auch sinnbildlich für ein ganzes Land stehen. "Die Kunden erwarten, dass sich die S-Klasse diesen Titel erarbeitet", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Was er nicht sagt: Nicht nur die Daimler-Tochter Mercedes, auch er persönlich ist auf den Erfolg des neuen Modells angewiesen. Unter Zetsches Konzernführung wurde der Abstand von Mercedes zu den deutschen Premium-Rivalen Audi und BMW immer größer. Statt mit Verkaufserfolgen oder technischen Innovationen fiel der Daimler-Chef zuletzt vor allem mit gekappten Gewinnprognosen und internen Querelen auf. Ende Februar wurde sein Vertrag nicht wie allgemein erwarteten um fünf sondern nur um drei Jahre verlängert. Den Kurzzeit-Vertrag interpretiert die Branche als Abmahnung für Zetsche.

Inzwischen ist das Luxussegment der letzte Bereich, in dem Daimler noch vor Audi und BMW liegt. Nicht nur wegen der hohen Gewinnmargen in diesem Segment, sondern auch wegen der großen Symbolkraft stilisiert Zetsche selbst den Kampf um die reichsten aller Autokunden zur entscheidenden Schlacht: "Wir wollen die Konkurrenz dauerhaft schlagen", kündigt er an, "die S-Klass ist ein Modell, das für Mercedes-Benz wichtiger ist als jedes andere". Was mit Blick auf den Absatz zunächst verwundert: Mit einem Absatzanteil von gerade einmal sechs Prozent war die S-Klasse im vergangenen Jahr der am seltensten produzierte Mercedes. Auch für das neue Modell prognostizieren Branchenkenner im ersten vollen Produktionsjahr zunächst nur 100 000 Verkäufe.

Die neue S-Klasse, die im Juli zu Preisen ab 79 790 Euro zu den Händlern nach Deutschland kommt, ist je nach Modell so sparsam wie nie zuvor. 4,4 Liter Diesel genehmigt sich der S 300 etwa als Bluetec Hybrid. Der zweite Diesel, das eigentliche Einstiegsmodell S 350, verbraucht bei 258 PS aus drei Litern Hubraum 5,5 Liter. Maximaler Komfort fängt in der S-Klasse hinten an. Speziell in China nutzen die Kunden ihre Limousine am liebsten mit Chauffeur. Fünf verschiedene Sitze stehen für den Fond zur Wahl. Für die passende Entspannung sorgt bei Bedarf eine Massage nach dem "Hot-Stone-Prinzip". Vorne blicken Fahrer und Beifahrer auf ein riesiges Display, das aus zwei nebeneinander angeordneten TFT-Bildschirmen mit einer Diagonale von je 31 Zentimetern besteht. Dort werden die klassischen Fahrinstrumente ebenso abgebildet wie Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien. Eine Armada elektronischer Schutzengel arbeitet zusammen, um Gefahren von allen Seiten rechtzeitig zu erkennen, gegebenenfalls abzuwehren und das Fahrzeug in der Spur zu halten. Der Abstandstempomat hält nicht nur die Entfernung zum Vordermann, sondern lenkt auch weitgehend selbstständig bei Stop-and-Go-Verkehr. Wirken die Assistenten im Verborgenen, ist die Arbeit von Gorden Wagener augenfällig. Der Chefdesigner des Hauses hat der neuen S-Klasse eine Hülle verpasst, die Dynamik und Status ausstrahlt.

(RP)
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