Essen Müller und Linssen zur RAG?
Essen · Werner Müller könnte bald ins Rampenlicht des Wirtschaftslebens zurückkehren: Der frühere Chef des Essener Evonik-Konzerns hat gute Chancen, im Juli 2012 Wilhelm Bonse-Geuking (70) an der Spitze der RAG-Stiftung zu beerben. Die Stiftung verwaltet ein Milliarden-Vermögen, aus dem die Ewigkeitslasten des Kohlebergbaus (Abpumpen der Gruben) finanziert werden sollen. Die Gewerkschaft IG BCE und die rot-grüne Landesregierung sollen sich auf Müller als ihren Favoriten verständigt haben, heißt es in Düsseldorfer Kreisen.
Neben dem Chef werden für die RAG-Stiftung auch ein neuer Finanz- und Personalvorstand gesucht, die sowohl "schwarz-gelb" als auch "rot-grün" gefallen. Als Favorit für den Posten des Finanzchefs gilt Helmut Linssen (CDU), früher Finanzminister in NRW, heißt es weiter. Den Personalchef bestimmt traditionell die IG BCE. Das neue Trio müssen die Landesregierungen in NRW und dem Saarland sowie die Bundesregierung absegnen. Müller, der dem früheren Kanzler Gerhard Schröder (SPD) als Wirtschaftsminister diente, genießt seit seiner Zeit als Aufsichtsratschef der Bahn auch das Vertrauen der Kanzlerin. Noch wird verhandelt, im Laufe des Jahres soll die endgültige Entscheidung fallen. Für Müller wäre eine Berufung an die Spitze der RAG-Stiftung eine späte Genugtuung. Der 65-Jährige hatte die Ruhr-Industrie maßgeblich mit umgekrempelt, als er Zechen und den "weißen Bereich" (Chemie, Immobilien, Strom) des RAG-Konzerns voneinander trennte. Aus dem weißen Bereich wurde die Evonik AG, die Müller selbst bis 2008 führte. Er wäre schon damals gerne Chef der RAG-Stiftung geworden. Der frühere Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) verhinderte dies, heute hat Rüttgers im Land keinen Einfluss mehr.
Das große Thema für die RAG-Stiftung im nächsten Jahr ist der Börsengang der Tochter Evonik. Die liefert zwar blendende Zahlen ab, doch wegen der unsicheren Lage an den Börsen wollen die Eigentümer den zunächst für dieses Jahr angepeilten Börsengang nun auf 2012 verschieben.
