Dividende wird wohl deutlich steigen Auch Telekom könnte Funktürme an Börse bringen

Bonn · Die Telekom zieht ihren europäischen Wettbewerbern Vodafone und Orange weit davon. Die Ausschüttungen an die Aktionäre dürften deutlich steigen, so der Vorstand. Das 5G-Netz wird deutlich ausgebaut, fast jeder dritte Vertrag soll künftig online abgeschlossen werden. Und: Investionen mit Venture-Capital bringen Spitzenrenditen.

 Telekom-Chef Tim Höttges setzt in Deutschland auf Glasfaser und die Mobilfunktechnik 5G

Telekom-Chef Tim Höttges setzt in Deutschland auf Glasfaser und die Mobilfunktechnik 5G

Foto: dpa/Oliver Berg

Bonn (rky) Die Telekom will in den nächsten Jahren Vodafone noch einmal härter attackieren. Dazu kopiert sie den kleineren Wettbewerber in seiner Herangehenweise bei einem wichtigen Schritt: Nachdem Vodafone das Funkturmgeschäft unter dem Namen Vantage Towers an die Börse brachte, erwägt Telekom-Chef Tim Höttges einen vergleichbaren Vorstoß: „Wir werden den Markt testen“, sagte er am Donnerstag beim Kapitalmarkttag des Konzerns.

Dies könne bedeuten, die Funktürme der Telekom in eine Partnerschaft zu überführen, um so gemeinsam Marktführer in diesem Geschäft zu werden. Damit gemeint könnte auch ein Verkauf oder ein Börsengang sein. Einnahmen aus einer solchen Transaktion könnten helfen, den mehr als 100 Milliarden Euro hohen Schuldenberg der Bonner abzubauen.

Um anzugreifen, erhöht die Telekom ihre Investitionen in Deutschland auf sechs Milliarden Euro im Jahr, früher waren es nur 3,5 Milliarden Euro. Bis Ende des Jahres sollen 90 Prozent der Haushalte mit der neuen Mobilfunktechnik 5G ausgerüstet sein – eine Marktdurchdringung, von der Vodafone und Telefonica nur träumen können. Wie angekündigt, will die Telekom jedes Jahr eine Million Glasfaseranschlüsse legen und setzt auf immer mehr Partnerschaften mit regionalen Firmen. „Wir werden die Netzführerschaft ausbauen“, sagte Höttges mit Blick auf Vodafone, die auf das besonders hohe Übertragungstempo ihres Kabelnetzes setzen.

Auch bei der Digitalisierung will er Tempo machen. Aktuell werden zwischen 15 und 25 Prozent der Verträge im Internet verkauft, bis 2024 sollen es rund 30 Prozent sein, also knapp ein Drittel. Die T-Shop will Höttges trotzdem nicht schließen „Unsere Shops sind unser Aushängeschild. Der Shop wird immer mehr zum Showroom und Servicepunkt.“

Sehr positiv bewertet Höttges auch die Venture-Capital-Aktivitäten des Dax-Giganten. Sie würden eine Rendite von rund 40 Prozent bringen. „Das ist eine totale Erfolgsgeschichte.“

Der Manager sieht die Telekom den europäischen Rivalen Vodafone, Orange (Frankreich) und Telefonica (Spanien) weit enteilt. „We are the leading European Telecom“, sagte er. Der Börsenwert der Telekom sei so hoch wie der von Vodafone und Orange gemeinsam, er hält es auf Dauer für denkbar, mit einem Wettbewerber eine Art strategische Allianz zu schmieden. Dies sei aber nur möglich, wenn die Politik eine solche Annäherung unterstützt. Nach Information unserer Redaktion hält er insbesondere eine weitere Annäherung an Orange für denkbar.

In den USA plant der Solinger den nächsten Coup. Der Minderheitsanteil am extrem erfolgreichen US-Ableger T-Mobile USA in den nächsten drei Jahren von aktuell 44 Prozent auf mindestens 50 Prozent aufgestockt werden.

Den Aktionären versprach Höttges, der früher auch Finanzvorstand des Unternehmens war, gute Zeiten: Das bereinigte Betriebsergebnis soll in den nächsten Jahren bis zu fünf Prozent im Jahr steigen, bisher wurde per Annum nur ein Plus von vier Prozent für denkbar erhalten. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll von 1,20 Euro auf mehr als 1,75 Euro je Aktie steigen. Davon sollen dann 40 bis 60 Prozent ausgeschüttet werden. Für vergangenes Jahr wurden 60 Cent je Aktie ausbezahlt. Als künftiger Wert ist also mehr als ein Euro möglich. Den Anlegern gefielen diese Perspektiven offfenbar: Der Kurs der T-Aktie stieg Donnerstag um knapp zwei Prozent auf fast 17 Euro.

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