Folgen des Ukraine-Kriegs Unternehmen verzeichnen stärksten Einbruch der Produktion seit Corona-Pandemie

Berlin · Die Produktion in Deutschland hat einen Dämpfer bekommen - den Stärksten seit Beginn der Corona-Pandemie. Ursache ist der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Das hat vor allem zwei Gründe.

 Im Bereich Energie brach die Produktion wegen hoher Preise um 11,4 Prozent ein.

Im Bereich Energie brach die Produktion wegen hoher Preise um 11,4 Prozent ein.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine fast viermal so stark gedrosselt wie erwartet. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im März zusammen 3,9 Prozent wenigerher, als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteiltee. „Einen stärkeren Rückgang hatte es zuletzt zu Beginn der Corona-Krise im April 2020 gegeben“, hieß es dazu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet, nachdem es im Februar noch zu seinem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gereicht hatte. Der russische Krieg gegen die Ukraine hatte am 24. Februar begonnen.

„Nach zuletzt fünf Anstiegen in Folge hat die Industrieproduktion dadurch einen herben Dämpfer erfahren – vor allem bedingt durch den russischen Krieg in der Ukraine“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Einerseits sei Deutschland als exportorientiertes Land überproportional von den Handelssanktionen gegenüber Russland betroffen. Andererseits seien auch wichtige Waren im Produktionsprozess durch den Krieg in der Ukraine knapp geworden. „So machten fehlende Kabelbäume dem Kfz-Bereich zu schaffen“, nannte das Ministerium ein Beispiel.

Die Industrie allein drosselte ihren Ausstoß diesmal um 4,6 Prozent, während das Baugewerbe gegen den Trend um 1,1 Prozent wuchs. Im Bereich Energie brach die Produktion um 11,4 Prozent ein. „Hier haben die hohen Preise zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage geführt“, erklärte das Wirtschaftsministerium.

Die Aussichten sind wegen des anhaltenden Krieges und verschärfter Sanktionen gedämpft. So sammelten die Industrieunternehmen im März vor allem wegen eines schwachen Auslandsgeschäfts 4,7 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat. Das ist der stärkste Einbruch seit Oktober 2021. Viele Industriebetriebe berichten derzeit von Engpässen, die sich seit der russischen Invasion teils noch verschärft haben: Drei von vier Firmen klagten im April über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Ifo-Institut herausfand. Zu schaffen macht der Wirtschaft zudem die Corona-Krise bei ihrem wichtigsten Handelspartner China, die etwa die Finanzmetropole Shanghai in einen wochenlangen Lockdown geschickt hat.

(axd/Reuters)
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