US-Notenbank kämpft gegen Arbeitslosigkeit Fed öffnet die Geldschleusen

Washington · US-Notenbankchef Ben Bernanke kommt wegen der schwachen Wirtschaft nicht mehr um neue Konjunkturspritzen herum. Bis die Arbeitslosigkeit nachhaltig sinkt, will die Fed billiges Geld in die Märkte pumpen.

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Foto: AFP

Die amerikanische Notenbank will der lahmenden US-Konjunktur mit milliardenschweren Anleihekäufen auf die Sprünge helfen. Gleichzeitig wird der Leitzins weiterhin nahe null Prozent liegen, wie Fed-Chef Ben Bernanke am Mittwoch erklärte. "Die Idee ist, die Erholung zu beschleunigen", sagte Bernanke. Die Arbeitslosigkeit bleibe "weiterhin eine ernste Sorge". Die Kurse an der Wall Street schossen nach der Ankündigung in die Höhe.

Der Kauf hypothekarisch gesicherter Wertpapiere solle so lange fortgesetzt werden, bis die Arbeitslosigkeit substanziell zurückgehe, teilte die Fed mit. In einem neuen Ausblick der Notenbank hieß es, die Arbeitslosigkeit werde in diesem Jahr wohl nicht mehr unter acht Prozent sinken. Die Fed-Maßnahmen kommen nur wenige Tage nach der Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen, um hoch verschuldeten Ländern zu helfen, ihr Defizit in den Griff zu bekommen.

Bernanke sagte: "Wir wollen eine nachhaltige Verbesserung am Arbeitsmarkt. Wir haben keine bestimmte Zahl im Kopf. Aber die, die wir die letzen sechs Monate gesehen haben, ist es nicht." Eine Sprecherin des Herausforderers von Präsident Barack Obama bei der Präsidentenwahl in weniger als acht Wochen, Mitt Romney, sagte, die Maßnahmen der Notenbank seien "eine weitere Bestätigung, dass Obamas Politik nicht funktioniert hat".

Der führende Dow-Jones-Index schloss am Donnerstag auf dem höchsten Stand seit Dezember 2007, dem Beginn der großen Rezession: Mehr als 200 Punkte legte der Leitindex zu und erreichte 13.540 Zähler. Der Nasdaq stieg um 41,52 auf 3.155,83 Punkte.

Kaufen, bis es besser wird

"Wenn der Ausblick für den Arbeitsmarkt sich nicht wesentlich verbessert, wird das Komitee seine Käufe von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren fortsetzen, zusätzliche Käufe tätigen und andere Werkzeuge anwenden, bis eine solche Verbesserung im Kontext der Preisstabilität eintritt", erklärte die Notenbank. Zugleich kündigte das Institut an, die Zinsen für kurzfristige Kredite bis Mitte 2015 auf dem gegenwärtigen Rekordtief zu belassen.

Mit den Anleihekäufen sollen die Zinsen langfristig niedrig gehalten werden und die Kreditaufnahmen und Investitionen angekurbelt werden. Bernanke hatte in einer Rede im vergangenen Monat darauf hingewiesen, dass die sogenannte quantitative Lockerung und andere unorthodoxe Maßnahmen der Zentralbank die Kreditkosten abgefedert und die Aktienkurse in die Höhe getrieben hätten. Bei der am Donnerstag angekündigten Maßnahme handelt es sich bereits um die dritte Runde von Anleihekäufen.

Der Chefinvestor von Hefty Wealth Partner, David Abuaf, erklärte, er rechnen nun damit, dass die Investoren vermehrt Geld aus sicheren Anlagen wie Staatsanleihen abziehen und in Aktien investieren würden. Das könnte die Kurse in die Höhe treiben und zu wachsendem Wohlstand führen. "Die Menschen werden zuversichtlicher sein, die Verbraucher kaufen mehr und das Bruttoinlandsprodukt steigt", erklärte er. Kritiker wandten allerdings ein, die Investoren sollten nicht vergessen, warum die Fed überhaupt handeln müsse: weil die US-Wirtschaft schwach sei.

Zwei Prozent Wachstum in diesem Jahr

Tatsächlich korrigierte die Fed auch die Schätzungen für das erwartete Wirtschaftswachstum in diesem Jahr nach unten. Sie geht nun von zwei Prozent aus, im Juni hatte sie noch 2,4 Prozent Wachstum erwartet.

Das US-Haushaltsdefizit hat im August um 191 Milliarden Dollar (147 Milliarden Euro) zugenommen und verharrt damit seit vier Jahren ununterbrochen über der Marke von einer Billion Dollar. Das US-Finanzministerium teilte mit, der Fehlbetrag habe in den ersten elf Monaten des am 30. September endenden Haushaltsjahres bei 1,16 Billionen Dollar gelegen - sechs Prozent unter dem Vorjahreswert.
Die Mitteilung bestätigte, dass Obama es in jedem Jahr seiner Amtszeit mit einem Billionen-Defizit zu tun hatte. Romney wirft ihm vor, nicht genug gegen das Defizit unternommen zu haben.

(APD)
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