Irland und Portugal sorgen für Unruhe Europa zittert wieder um seine Währung

Brüssel (RPO). Europa hat gedacht, das Schlimmste sei überstanden. Doch nun meldet sich die Euro-Krise mit einem Schlag zurück. Portugal und Irland müssen vor den Investoren zittern, und die Gemeinschaftswährung gab am Freitag erneut nach. Die aktuelle Entwicklung zeigt, wie gering der Einfluss der Politik auf die Finanzmärkte ist und bleiben wird.

Kernpunkte der Stabilitätspakt-Reform
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Foto: ddp

Es ist gerade einmal wenige Tage her, da hatten sich die EU-Staaten in Brüssel darauf verständigt, wie man künftigen Krisen beikommen will. Eine Reform des Stabilitätspaktes soll her, und private Gläubiger sollen für kommende Krisen mitzahlen.

Bei dem Gipfel Ende Oktober hatten sich Frankreich und Deutschland weitgehend durchgesetzt - vor allem in Bezug auf die Einbeziehung privater Investoren. Das hatte schon im Vorfeld für reichlich Skepsis bei den andern Staaten gesorgt. Und nun bekommen die beiden großen Staaten die Quittung.

Denn so gut wie Deutschland haben eben nicht alle europäischen Länder die Krise überstanden. Viele kämpfen nach wie vor mit extremen Haushaltsdefiziten. Das verunsichert die Investoren und lässt die Risikoanleihen für Länder wie Portugal und Irland wieder steigen. Und das wirkt sich auf alle Mitgliedsstaaten aus.

Euro bei 1,36 Dollar

Denn seit Tagen ist die europäische Gemeinschaftswährung unter Druck. Während sie am Donnerstag bei 1,3763 Dollar stand, rutschte sie am Freitagmorgen auf 1,36 Dollar. Und das zeigt einmal mehr: Der Finanzmarkt hat ganz andere Gesetze als die Politik.

Während die Politik im Falle von Griechenland erst sehr spät reagiert hat, da man sich lange nicht einigen konnte, wie man auf die finanzielle Misere reagieren sollte, ist es nun genau anders herum. Die EU-Politiker wollten in Brüssel vorsorgen für die Zukunft. Doch der Markt agiert und reagiert schneller. Für die Politik zählt die Bewältigung von Krisen und Zukunftsvorsorge, für die Wirtschaft die aktuelle Lage.

Genau das ist auch das Problem bei der jetzt wieder aufkommenden Krise. Die EU sagt, private Investoren sollen mitbezahlen, doch wie das genau ausssehen soll, ist bislang nicht klar. Die Finanzmärkte fürchten nun, dass sie sofort dran glauben müssen und ziehen sich aus Staatsanleihen finanzgefährdeter Länder zurück - nun eben Portugal, Irland und zunehmends auch Spanien. Und in diesen Staaten steigen so die Risikoaufschläge deutlich.

Ab 2013 neuer Krisen-Mechanismus

Diesen Effekt hatten die EU-Staaten aber alles andere als beabsichtigt und gaben am Rande des G-20-Gipfels in Seoul zu verstehen, dass die vorgesehene Maßnahme nicht für jetzige Schulden gelte. Erst 2013 werde es einen neuen Risikomechanismus geben.

Zudem gibt es ja den Euro-Rettungsschirm, der die beiden Länder auch jetzt noch auffangen könnte. Und die betroffenen Regierungen ihrerseits versuchen die Märkte mit Versprechen zu beschwichtigen, dass sie ihre Sparziele einhalten.

Die Märkte aber beeindrucken die Appelle überhaupt nicht. Sie sind nervös und werden es wohl auch bleiben, wenn nicht bald klar ist, wie die neuen Abwehrmechanismen funktionieren sollen. Denn Investoren brauchen Fakten für ihre Marktentscheidungen. Genau die lässt die EU aber noch vermissen.

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