EZB gibt langes Niedrigzinsversprechen Dax schließt dick im Plus

Frankfurt/Main · Beflügelt von den Zinsentscheidungen und Kommentaren europäischer Notenbanken haben deutsche Aktien am Donnerstag kräftig zugelegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ den Leitzins auf 0,5 Prozent und versprach erstmals seit ihrem Bestehen, die Zinsen für lange Zeit niedrig zu halten.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Der Dax kletterte daraufhin deutlich und lag mehrmals über der als Widerstand geltenden 8000-Punkte-Marke. Letztlich gewann der Leitindex 2,11 Prozent auf 7994 Punkte. Dies entspricht dem größten Tagesgewinn seit dem 23. April 2013. Der MDax stieg um 1,85 Prozent auf 13 859,61 Punkte und der TecDax um 1,73 Prozent auf 961,33 Punkte. Die übrigen europäischen Aktienbörsen quittierten die EZB-Nachrichten ebenfalls mit klaren Gewinnen.

Die übrigen europäischen Aktienbörsen quittierten die EZB-Nachrichten ebenfalls mit klaren Gewinnen. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 2,95 Prozent höher bei 2646,54 Punkten. Auch für die Indizes in Paris und London ging es mit Gewinnen von rund drei Prozent rasant nach oben. Die US-Märkte blieben feiertagsbedingt geschlossen.

An den anderen Finanzmärkten riefen die Äußerungen Draghis ebenfalls starke Reaktionen hervor. Der Euro gab einen Cent ab und fiel zeitweise unter die Marke von 1,29 US-Dollar. Gegen Mittag hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,2984 (1,2959) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7702 (0,7717) Euro. In Großbritannien sorgten Aussagen der Bank of England, die sich wie die EZB besorgt über den Anstieg der Marktzinsen äußerte, ebenfalls für heftige Reaktionen. Das Pfund geriet unter Druck, britische Staatsanleihen stiegen deutlich.

Die EZB legte sich erstmals in ihrer Geschichte in ihrer künftigen Zinspolitik fest und näherte sich damit anderen großen Notenbanken wie der US-Notenbank an. EZB-Chef Mario Draghi kündigte am Donnerstag an, dass die Zentralbank ihre Niedrigzinspolitik noch lange fortsetzen werde. Demnach werden die Leitzinsen für einen längeren Zeitraum auf ihrem aktuellen Niveau oder sogar niedriger bleiben. Er begründete den Schritt mit schwachen Wachstumsaussichten, geringen Inflationsrisiken und ungünstigeren Bedingungen an den Finanzmärkten.
Notenbankexperte Michael Schubert von der Commerzbank nannte den Vorgang eine historische Entscheidung.

Celesio stürzt ab

Celesio-Aktien rutschten um 7,67 Prozent ab. Der Chef des Pharmagroßhändlers, Markus Pinger, muss nach einem Führungsstreit mit Großaktionär Haniel gehen. Finanzchefin Marion Helmes übernimmt die Aufgaben. Aus Kreisen verlautete, Haniel bevorzuge wohl eine Umstrukturierung gegenüber einem Verkauf des Unternehmens oder einem Zusammenschluss. Analysten reagierten mit Abstufungen. Im Dax zählten Autowerte nach positiven Analystenkommentaren zur Autobranche zu den Favoriten. Daimler-Aktien legten um 4,53 Prozent zu, VW-Vorzüge verteuerten sich um 3,93 Prozent. Bei den Zulieferern bewegten sich Conti um 4,15 Prozent nach oben.

Vom Dax-Ende an die Indexspitze sprangen Commerzbank-Titel mit plus 6,61 Prozent auf 6,210 Euro. Bei 5,558 Euro hatten die Anteile an der teilverstaatlichten Bank am Morgen noch ein Rekordtief markiert. Die steile Aufwärtsbewegung kam in Reaktion auf Aussagen von Finanzvorstand Stephan Engels, der seinem Geldhaus "richtig gute Fortschritte" attestierte. Zudem betrachtet Engels den heftigen Kurseinbruch der Commerzbank-Aktie als "fundamental in keinster Weise" gerechtfertigt.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,38 (Vortag: 1,35) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,21 Prozent auf 133,74 Punkte. Der Bund Future gewann 0,28 Prozent auf 142,45 Punkte.

(dpa)
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