Diskussionrunde in Düsseldorf Deutsche Bahn investiert 600 Millionen Euro in NRW

Düsseldorf · Mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene. Wie ein Mantra begleitet diese Forderung die deutsche Verkehrspolitik seit den 1960er-Jahren. Experten, Politiker und Bürger diskutieren am Donnerstagabend in Düsseldorf, wie der Verkehr der Zukunft aussehen wird.

In den 20 Jahren seit dem Zusammenschluss von Bundes- und DDR-Bahn ist der Personenverkehr auf der Schiene um 36 Prozent gewachsen, der Güterverkehr sogar um 56 Prozent.

Womit ein neues Problem entstanden ist: Das Schienennetz hält mit dem Wachstum nicht Schritt. Große Teile sind überlastet, manchen droht der Zusammenbruch. Von den 25 000 Eisenbahn-Brücken in Deutschland sind 10.000 älter als 100 Jahre. 1400 müssen dringend saniert werden, 270 davon in NRW. Hinzu kommen zahlreiche Stellwerke und Strecken, die so alt sind, dass Kaiser Wilhelm sie eingeweiht haben könnte.

2,75 Millarden Euro Steuergeld pro Jahr kosten allein der Erhalt und die Sanierung des bundesweiten Schienennetzes — aber wachsen soll es ja auch noch. Unter dem Namen Rhein-Ruhr-Express (RRX) soll ein neues Schnellbahnsystem ab 2018 die Metropolen des Rheinlandes und des Ruhrgebietes verbinden — Kostenpunkt: Über zwei Milliarden Euro. Hinzu kommen zahlreiche Neubau- und Erweiterungsprojekte wie die Betuwe-Linie, die das Ruhrgebiet besser an den Güterverkehr der niederländischen Seehäfen anbinden soll.

Die Vorstellung, die Bahn könne all dies aus eigener Tasche bezahlen, liegt angesichts der erfreulichen Wachstumszahlen im Schienenverkehr nahe. Aber sie geht in die Irre, denn die Bahn selbst hat von dem Wachstum am wenigsten profitiert.

Um sie in den Wettbewerb zu zwingen, schreibt die Politik ihr vor, das Schienennetz auch 380 Konkurrenten zur Verfügung zu stellen. Deren Marktanteil am Schienenverkehr ist seit 1999 von zwei auf 22 Prozent gestiegen. Der Marktanteil der Bahn selbst am deutschen Gesamtverkehr wuchs in der Zeit nur von 6,7 auf 8,2 Prozent im Personenverkehr und von 16,7 auf 17,2 Prozent im Güterverkehr. Als Staatskonzern soll sie eben auch politische Ziele erfüllen. Deshalb muss der Steuerzahler sie unterstützen.

Immerhin fließt viel von dem Geld nach NRW: 600 Millionen Euro allein im laufenden Jahr. Schwerpunkte werden neue Stellwerke in Duisburg und Wuppertal sein sowie der Ausbau der Verkehrsknotenpunkte Köln und Dortmund.

Heute Abend moderiert RP-Chefredakteur Michael Bröcker in Düsseldorf eine Länderkonferenz zum Thema "Infrastruktur". Experten der Bahn und anderer Verkehrsträger, Politiker und Bürger diskutieren über den Verkehr der Zukunft. Eingeladen sind auch einige Leser unserer Zeitung, die in den vergangenen Wochen Fragen und Anregungen zum Thema eingereicht haben. Wir berichten über die Veranstaltung in unserer morgigen Ausbgabe.

(RP)
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