Frankfurt/M. Carsten Spohr wird Chef der Lufthansa

Frankfurt/M. · Der Aufsichtsrat hat den 47-jährigen Manager zum Nachfolger von Christoph Franz ernannt. Der neue Spitzenmann tritt sein Amt zum 1. Mai an. Sein Start fällt in das Sparprogramm "Score", das Milliardenverbesserungen bringen soll.

Als sich im September 2013 der Abgang von Lufthansa-Chef Christoph Franz zum Schweizer Pharmakonzern Roche andeutete, war für Branchenexperten die Frage der Nachfolge faktisch schon geklärt: Carsten Spohr, seit 2011 für das Passagiergeschäft der Airline zuständig, galt seinerzeit schon als Favorit. Ein knappes halbes Jahr nach diesen Spekulationen ist es amtlich: Der Lufthansa-Aufsichtsrat hat Spohr zum neuen Konzernchef ernannt. Der 47-Jährige tritt sein Amt Anfang Mai an.

Zwischenzeitlich hatte es Spekulationen um mögliche Alternativen zu Spohr gegeben. Sogar der frühere Telekom-Chef René Obermann war ins Spiel gebracht worden, doch am Ende setzte sich der Favorit durch. "Mit Carsten Spohr wissen wir die Zukunft von Lufthansa in guten Händen", erklärte Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber gestern nach der Entscheidung des Kontrollgremiums. Der neue Vorstandschef sei wegen seiner Industrie-Erfahrung, seiner Managementfähigkeiten sowie seiner "Leidenschaft und Loyalität für die Lufthansa" eine hervorragende Besetzung für den Job. Spohr selbst bezeichnete es als seine Aufgabe, das Unternehmen "über 2015 hinaus wetter- und zukunftsfest zu machen".

Die Basis dafür glaubt Deutschlands größte Fluggesellschaft schon längst gelegt zu haben. Der Amtsantritt Spohrs fällt mitten in das Sparprogramm "Score", mit dem die Kranich-Linie den operativen Gewinn bis zum nächsten Jahr auf 2,3 Milliarden Euro verbessern will. Tausende Arbeitsplätze fallen dem Rotstift ebenso zum Opfer wie die Lufthansa-Zentrale in Köln.

Allein das Jobabbau-Programm war natürlich schon Gift für das Verhältnis zu den Gewerkschaften. Und die hat der Konzern im vergangenen Jahr noch stärker gegen sich aufgebracht, als er ankündigte, den Tarifvertrag über die Betriebsrenten zu kündigen. Das Ergebnis waren Streikdrohungen von Verdi. Apropos Arbeitskampf: Der droht auch bei den Piloten. Bis März läuft die Urabstimmung der Gewerkschaft Cockpit. Die will zehn Prozent Lohnerhöhung für die mehr als 5000 Flugzeugführer der Lufthansa selbst, ihrer Frachtgeschäfts-Tochter Cargo und des Kurzstrecken-Ablegers Germanwings.

Das sind Spohrs Aufgaben auf der Arbeitnehmerseite – in einer Zeit, in der der Wettbewerb in der Branche noch härter geworden ist. Konkurrenten wie der arabische Air-Berlin-Aktionär Etihad, der stets nach Verstärkungen sucht und jetzt vor dem Einstieg bei der Alitalia steht, drängen immer mehr in das Transatlantik-Geschäft. Die Reaktion der Lufthansa: Sie verabschiedet sich peu a peu aus dem Drehkreuz-Geschäft, setzt mehr auf Direktflüge in Europa und hat beispielsweise keine neuen Airbus A 380 mehr bestellt.

Die Börse hat positiv auf die Ernennung von Carsten Spohr reagiert. Der Kurs der Lufthansa-Aktie stieg um mehr als ein Prozent – vielleicht auch, weil nach den jüngsten, Unruhe stiftenden Spekulationen um die Besetzung des Vorstandspostens nun für Sicherheit beim Kranich gesorgt ist. Der Kurs war nach einem deutlichen Aufschwung zwischen September und Januar zuletzt wieder zurückgegangen.

(RP)
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