München/Paris Airbus verliert 12-Milliarden-Euro-Auftrag

München/Paris · Emirates stoppt den Kauf von 70 Langstreckenjets - wohl noch nie platzte ein so wichtiges Flugzeuggeschäft.

Kurz vor dem Marktstart seines neuen Hoffnungsträgers A350 trifft Airbus die wohl größte Stornierung in der Geschichte der Branche: Die arabische Fluggesellschaft Emirates nahm ihre komplette Order über 70 der Langstreckenflieger zurück, die laut Liste umgerechnet zwölf Milliarden Euro gekostet hätten. Damit fällt fast jede zehnte A350 aus dem Auftragsbuch von Airbus heraus, deren Entwicklung acht Jahre gedauert und neun Milliarden Euro gekostet hat.

Die rasant wachsende Airline aus Dubai habe den Schritt mit einer Überprüfung ihres Bedarfs begründet, erklärte Airbus gestern.

Emirates schielt seit längerem vor allem auf die größere A380. Davon hatte sie im November überraschend 50 Stück zusätzlich bestellt. Als Zeichen für ein Abschwächen des Emirates-Wachstums werten Experten die Stornierung daher nicht. Emirates ist für seine großzügige Bestellpraxis und Begeisterung für neue Flugzeugtypen bekannt. 2007 hatte sie 50 Flieger vom Typ A350-900 und 20 des größeren A350-1000 in Auftrag gegeben.

Die ersten Maschinen hätten 2019 geliefert werden sollen. Seinerzeit lag der Bestellwert insgesamt bei 12 Milliarden Euro, nach aktuellem Listenpreis beträgt er 16 Milliarden. Die ersten Kunden erhalten in der Regel aber kräftige Rabatte. Insofern stieß die Stornierung nicht nur auf negative Reaktionen - die Aktie des Airbus-Mutterkonzerns EADS sackte nur um 2,3 Prozent ab.

Airbus beruhigte die Anleger mit Erfolg: Ein halbes Jahr vor dem geplanten Auslieferungsbeginn stünden weiter 742 verbindliche Bestellungen im Auftragsbuch. Airbus komme gut mit den finalen Entwicklungen voran und sei auf dem Weg zur Zulassung in den kommenden Monaten.

Das Interesse der Kundschaft an dem Konkurrenzmodell zum Dreamliner von Boeing bleibe hoch. Das erste Serienmodell soll Qatar Airways Ende des Jahres bekommen. Doch Experten bleiben skeptisch. Airbus scheine Marktanteile gegenüber Boeing zu verlieren.

(rtr)
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