Skispringen Uhrmann will bei der WM aufs Podium

Willingen (RP). Links und rechts der Straße hinauf nach Willingen liegen die vom Orkan Kyrill abgeknickten Bäume kreuz und quer an den Hängen. Dazwischen Reste nassen Schnees. Der Nebel zieht ins Upland hinein. Ein tristes, trauriges Bild. Ein Tag für Depressionen.

 German Michael Uhrmann smiles after winning with his team the third place at the Skijumping Team World Cup in Willingen,

German Michael Uhrmann smiles after winning with his team the third place at the Skijumping Team World Cup in Willingen,

Foto: AP, AP

Die nasse Kälte klettert in die Hosenbeine. Die Scheinwerfer können die Große Mühlenkopfschanze im Strycktal kaum ausleuchten. Eine Atmosphäre wie gemalt für ein neues Kapitel in der Fortsetzungsgeschichte über den Niedergang des deutschen Skispringens.

Allein die Hauptdarsteller machen nicht mit. Deutschlands bester Skispringer nicht und auch das Publikum nicht. 27.500 Zuschauer meldet der SC Willingen für den Einzelwettbewerb am Samstag. Deutsche Saisonbestleistung. Weder in Oberstdorf noch in Garmisch-Partenkirchen, Titisee-Neustadt oder Klingenthal kamen in diesem Winter mehr Besucher zu einem Weltcup.

Und rechtzeitig vor Beginn der WM in Sapporo präsentiert sich Michael Uhrmann in bester Verfassung. Der Niederbayer muss sich lediglich dem nach wie vor in bestechender Form fliegenden Vierschanzentournee-Gewinner Anders Jacobsen aus Norwegen geschlagen geben.

"Die Stimmung finde ich sensationell und meinen Wettkampf fast perfekt, der letzte Sprung war einfach traumhaft", meint der 28-Jährige, dem vor zwei Wochen in Oberstdorf nach dreijähriger Abstinenz wieder ein Sieg in einem Weltcup-Springen gelang. "Die letzten zwei Wochen waren wunderschön. Es wäre großartig, wenn's jetzt so weiterginge."

Nachdem er während der Vierschanzentournee in die Kritik geraten war, stabilisierte sich der Springer vom WSV Rastbüchl. "Ich habe mich nicht verrückt machen lassen." Er nutzte jede Gelegenheit, um Praxis zu sammeln, nachdem er im Sommer verletzungsbedingt hatte kürzertreten müssen. Selbst nach dem Sturz im Auslauf von Titisee-Neustadt gönnte er sich keine Pause, sprang gar unter Schmerzen, weil er wusste, dass ihn jeder Flug voranbringen würde.

Und nun, zwei Wochen vor dem Saisonhöhepunkt in Japan, zählt er sich - untermauert von Fakten - zum erweiterten Kreis der Favoriten. "Wenn jemand sagt, dass ich der einzige deutsche Skispringer bin, der dort eine Medaille holen kann, leide ich nicht unter der Last dieser Erwartung. Ich entgegne vielmehr: Das ist doch ein schöner Satz", meint Uhrmann, "ich bin jetzt in jedem Wettkampf in der Lage, um einen der ersten drei Plätze mitzuspringen. Ich kann es bei der WM aufs Podium schaffen."

Das Team wähnt er trotz des dritten Platzes gestern mit stattlichem Abstand auf Sieger Österreich und Norwegen "in einer schwierigen Situation". In Martin Schmitt, der nach einer in Titisee erlittenen Gehirnerschütterung nicht nach Willingen kam, sieht er zwar hinter sich einen zweiten Mann von Klasse. Aber dann? "Jetzt erkennt man, dass die Leistungen von Schorschi Späth und Michael Neumayr in den letzten Jahren nicht genügend gewürdigt worden sind", erklärt Uhrmann. Späth steckt im Formtief, Neumayer verletzte sich in der Frühphase der Saison. Sie fehlen der Mannschaft.

(RP)
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