Dirk Nowitzki im Interview "Ich arbeite an einer neuen Wurftechnik"

Düsseldorf · Der deutsche Basketball-Superstar Dirk Nowitzki spricht im Interview mit unserer Redaktion über seinen Wunsch, für Deutschland bei der EM zu spielen, seine Heimat und Taschengeld von Mama.

Dirk Nowitzki – Würzburger, Basketball-Star, NBA-Legende
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Das ist Dirk Nowitzki

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Als er vor 15 Jahren auszog, sich in der nordamerikanischen Profiliga NBA durchzusetzen, wurde er von vielen nur belächelt.Er hat sich durchgekämpft und ist zu einem der ganz Großen in der Branche aufgestiegen. 26 786 Punkte - damit zählt der 36-Jährige zu den zehn erfolgreichsten Spielern der Geschichte der Liga. Mit den Dallas Mavericks gewann er die Meisterschaft und wurde als bester Spieler der US-Profiliga ausgezeichnet. In Peking bei den Sommerspielen 2008 war er Fahnenträger der deutschen Olympiamannschaft. Ein Dokumentarfilm zeigt nun die Höhepunkte der außergewöhnlichen Karriere von "Dirkules", dem "German Wunderkind". ("Der perfekte Wurf", Kinostart: 18. September).

Normalerweise erhalten Sport-Stars erst nach ihrem Tod eine Würdigung in einem Film. Sie sind jetzt 36 Jahre alt. Was ist da denn falsch gelaufen?

Nowitzki (lacht) Ich weiß es auch nicht. Als ich Anfang 20 war, hätte ich nicht gedacht, dass man mal einen Film über mein Leben drehen würde. Es ist verrückt. Eigentlich mag ich diese Reality-TV-Shows auch gar nicht.

Dann können Sie in den USA aber nicht viel fernsehen.

Nowitzki Tue ich auch nicht. Ich schaue nur Nachrichten. Aber als ich das Konzept der Produzenten von Broadview gelesen habe, war ich begeistert. Ich habe den Film selbst noch nicht gesehen. Es soll auch für mich eine echte Premiere sein. Meine Familie kennt ihn aber schon und hat gesagt, ich schaue einigermaßen okay aus.

Sie kommen nicht alleine nach Köln zur Premiere?

Nowitzki Nein, meine Frau und ein paar Spielerkollegen der Dallas Mavericks werden mich an dem Tag begleiten. Unser Chef Mark Cuban stellt uns netterweise seinen Flieger zur Verfügung.

Die Dallas Mavericks sind seit fast 15 Jahren Ihr sportliches Zuhause. Sie haben sogar im neuen Vertrag auf viel Geld verzichtet, damit sich Ihr Team Verstärkungen in der Profiliga NBA leisten kann. Ist Dallas Ihre Heimat?

Nowitzki Mehr und mehr, ja. Wir sind jetzt eine kleine Familie, meine Tochter ist Ende Juli zur Welt gekommen. Fernreisen werden da seltener. Und wir fühlen uns in Dallas sehr wohl.

Eine Rückkehr nach Deutschland nach dem Karriereende?

Nowitzki Das sehe ich momentan nicht. Wir hatten einen tollen Sommer in Europa, wir haben die Familie meiner Frau in Schweden besucht. Aber die USA sind momentan unser Zuhause.

Verfolgen Sie die deutschen Nachrichten?

Nowitzki Ja, ich schaue Tagesschau oder lese deutsche Online-Medien. Ich bin großer Fan von Angela Merkel. Ihre Gelassenheit gefällt mir.

Was liebt Ihre Frau an dem Deutschen Dirk Nowitzki?

Nowitzki Ordnungsfähigkeit, Disziplin, die blonden Haare. Alles wie im Klischee.

Was schätzen Sie an den US-Amerikanern?

Nowitzki Easy life. Die Amerikaner sind ein bisschen relaxter, entspannter und nicht so steif wie manche Deutsche. Das tut gut.

Sie haben mal gesagt, der NBA-Titel und die Teilnahme bei den Olympischen Spielen sind Ihre größten Träume. Beides haben Sie erreicht. Was soll noch kommen?

Nowitzki Beides nochmal zu wiederholen wäre toll. Aber stimmt schon, diese beiden Momente werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Was bei der NBA-Meisterschaft 2011 in Dallas und auch in Würzburg los war. Sensationell.

Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft kämpft um die EM-Qualifikation 2015. Wären Sie gerne dabei?

Nowitzki Mein Wunsch wäre es, bei der EM für Deutschland aufzulaufen. Das hängt aber immer auch von meiner Situation im Verein ab. Wir wollen ja in die Play-offs. Und ich werde im kommenden Sommer 37 Jahre alt.

Wissen Sie, was Sie nach dem Karriereende machen wollen?

Nowitzki So richtig geplant habe ich das nicht. Aber ich werde dem Sport erhalten bleiben, im Management, im Jugendbereich. Das kann ich mir alles vorstellen.

Im Film haben Sie Altkanzler Helmut Schmidt gesagt, Sie würden nochmal BWL studieren.

Nowitzki Ich glaube, das war gelogen. Helmut Schmidt ist eine beeindruckende Persönlichkeit, und ich hatte das Gefühl, er macht sich etwas Sorgen um meine Zukunft. Er weiß glaube ich nicht, dass man als Basketballer in den USA durchaus ein bisschen Geld verdient. Da habe ich ihm gesagt, ich würde bestimmt noch etwas Seriöses lernen.

Sie sind Multi-Millionär. Das schafft Begehrlichkeiten. Ihre Ex-Freundin hat sich Ihr Vertrauen erschlichen und Sie getäuscht. Sie wurde wegen Betrugs verurteilt. Hat Sie das als Mensch verändert?

Nowitzki Ich habe damals gedacht, ich werde nicht mehr derselbe Mensch sein. Dann bin ich mit meiner Familie ein paar Wochen weggefahren und habe viel nachgedacht. Heute ist das kein Thema mehr für mich. Ich bleibe ein fröhlicher und optimistischer Mensch.

Lebt es sich als reicher Mensch in den USA leichter?

Nowitzki Auf jeden Fall. Als ich in meiner ersten Saison einen kleinen Chevrolet-Mietwagen hatte, wurde ich von meinen Teamkollegen aufgefordert, mir ein ordentliches Auto zu kaufen. Wer Geld hat, darf das in den USA auch zeigen.

Stimmt es, dass Sie sich bei Ihrer Mutter Geld leihen, wenn Sie in Deutschland sind?

Nowitzki Ja, das stimmt. Manchmal brauche ich ein paar Euro, um tanken zu gehen oder einzukaufen. Meine Mutter gibt mir dann ein bisschen Taschengeld und ich brauche kein Geld umzutauschen. Das ist dann wie früher, meine Mutter kümmert sich um mich.

Was hätten Sie gemacht, wenn Sie damals mit 16 Jahren nicht Ihren Mentor, Trainer und Berater Holger Geschwindner getroffen hätten?

Nowitzki Dann hätte ich vielleicht den Malerbetrieb meines Vaters übernommen. Das haben sich meine Eltern gewünscht.

Ihre Eltern haben damals Ihr Talent nicht erkannt, richtig?

Nowitzki Bei meiner Mutter ist das Glas eher halb leer, sie ist eher skeptisch. Sie hätte lieber gesehen, dass ich eine ordentliche Ausbildung mache und den Betrieb übernehme.

Sie spielen in Ihrer 17. NBA-Saison für die Dallas Mavericks und haben alles erreicht. Wie können Sie Ihr Spiel noch verbessern?

Nowitzki Das geht immer. Mein Trainer Holger Geschwindner hat sich gerade eine neue Wurftechnik für mich ausgedacht. Es geht darum, meinen Wurf zu beschleunigen. Daran arbeite ich. Man kann nie schnell genug schießen.

MICHAEL BRÖCKER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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