Günther Bosch wird 80 "Wenn sich Boris meldet, umso schöner"

Berlin/Frankfurt · Günther Bosch wird am Mittwoch 80 Jahre alt. Die große Liebe zum Tennis ist beim langjährigen Wegbegleiter von Boris Becker noch immer allgegenwärtig. Bosch ist sich nicht sicher, ob sein früherer Schützling ihn am Ehrentag anruft.

 Trainer Günther Bosch und sein Schützling Boris Becker auf der Tribüne während des New York Masters-Turniers im Januar 1986.

Trainer Günther Bosch und sein Schützling Boris Becker auf der Tribüne während des New York Masters-Turniers im Januar 1986.

Foto: dpa, bie rf nic

Günther Bosch schlägt sich für seine große Liebe noch heute die Nächte um die Ohren. "Ich sehe mir alles über Tennis an, egal, auf welchem Kontinent gerade gespielt wird. Ich lese alles und höre alles. Tagtäglich - und auch nachts", sagte der langjährige Wegbegleiter von Boris Becker am Dienstag dem SID und verwies auf seine Papierberge auf dem Tisch: "Da stehen alle Turniere drauf, die stattgefunden haben. Und alle, die derzeit laufen."

Auch bei den aktuellen Events in Dubai, Acapulco, Sao Paulo und Kuala Lumpur ist Bosch stets "up to date". "Ich verfolge die Matches am Computer", meinte der Becker-Entdecker. Und man merkt, dass das Feuer noch brennt bei "Günzi". Andrea Petkovic müsse "variabler" spielen - und Angelique Kerber "endlich ihren zweiten Aufschlag" verbessern, kritisierte Bosch.

Am Mittwoch (1. März) allerdings wird der Platz vor dem PC leer bleiben. Bosch feiert seinen 80. Geburtstag. Im "engsten Kreis", wie er sagt, mit Frau Rodica und Tochter Christina, weiteren Familienmitgliedern und Freunden. "Mit allen eben, die mir ermöglicht haben, meinen Beruf als Tennistrainer auszuüben - und die sich dafür geopfert haben." Einen großen Schweinebraten wird es nicht geben. "Dafür kleine Häppchen", sagte der ehemalige rumänische Davis-Cup-Spieler. Und als Überraschung wohl auch die geliebte Schwarzwälder Kirschtorte.

Das Handy wird in Griffweite liegen. Ob Becker anruft, der Mann, der dreimalige Wimbledonsieger, der das Leben von Bosch so nachhaltig geprägt hat, weiß der Wahl-Berliner nicht. Vielleicht bleibt das Telefon stumm, eventuell denkt "der Boris" aber dran und ruft in den Hörer: "Happy Birthday, Günzi-Baby!"

"Wenn sich Boris meldet, umso schöner. Wenn nicht, ist es auch okay", sagte Bosch und schob hinterher: "Ich weiß, was ich für seinen Erfolg geleistet habe. Darauf bin ich stolz." Man spürt noch heute: Die Trennung, knapp zwei Jahre nach Beckers erstem Wimbledonsieg im Juli 1985, hat ihre Spuren hinterlassen.

"Boris war kein Trainings-Weltmeister"

1982 hatte Bosch auf Wunsch von Karl-Heinz und Elvira Becker die individuelle Betreuung ihres Sohnes übernommen. Fortan wurde das Leben zu einem täglichen Kampf. "Man musste Boris von morgens bis abends von allem überzeugen", erzählte Bosch: "Boris war kein Trainings-Weltmeister."

Doch noch immer ist jeder dieser längst vergangenen goldenen Tage mit dem Jahrhundertgenie Becker so präsent wie eh und je. "Es hat außer ihm nie einen mit diesem unglaublichen Willen, dieser Leidensfähigkeit und dieser grenzenlosen Liebe zum Spiel gegeben", sagte der "Mann, der meine Mutter war" (Becker über Bosch).

Für Bosch bleibt der Erfolg von Becker einmalig. Mit Prognosen zur Zukunft der großen Nachwuchshoffnung Alexander Zverev hält er sich bewusst zurück. "Es ist immer riskant zu behaupten, einer wird mal die Nummer eins oder gewinnt ein Grand-Slam-Turnier", sagt Bosch. Alex Zverev habe sicher "gute Chancen" weiter nach oben zu kommen, "aber er muss noch einiges dazulernen. Dafür muss er bereit sein."

Einem etwaigen Engagement seines ehemaligen Schützlings Becker beim Deutschen Tennis Bund (DTB) steht Bosch eher skeptisch gegenüber: "Da geht es um Politik, weil eben auch viele Landesfürsten mitmischen. Ob das das Richtige für Boris ist, weiß ich nicht..." Ein großes Lob sprach er Becker aber für dessen Arbeit als TV-Kommentator bei den Australian Open aus: "Das war ein Genuss. Es war etwas Außergewöhnliches." So wie Boschs Zusammenarbeit mit Becker.

(sid)
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