Brände gefährden Australian Open Rauch nimmt Tennisspielern den Atem

Melbourne · Die Australian Open gelten im Turnierkalender als „Happy Slam“. Doch die Brände in Down Under trüben die Stimmung.

 Eine Skyline in dichten Rauchschwaden: Trotz der weltweit schlechtesten Luftqualität wurde am Dienstag im Melbourne Park Tennis gespielt.

Eine Skyline in dichten Rauchschwaden: Trotz der weltweit schlechtesten Luftqualität wurde am Dienstag im Melbourne Park Tennis gespielt.

Foto: dpa/Michael Dodge

„Wir erwarten keine Verzögerungen, und wir haben zusätzliche Maßnahmen getroffen, um sicherzustellen, dass die Australian Open wie geplant ablaufen können“, sagte Turnier-Organisator Craig Tiley noch vor wenigen Tagen. Momentan spricht allerdings wenig dafür, dass der „Happy Slam“, wie der Grand Slam in Melbourne aufgrund des sonst so guten Wetters und der besonderen Atmosphäre in Down Under eigentlich genannt wird, auch wirklich ein Tennisfest wird. Vor dem offiziellen Start des Turniers am kommenden Montag, 20. Januar, gefährden die verheerenden Waldbrände nicht nur die Durchführung der Australian Open, vor allem auch die Gesundheit der Spieler.

Seit Wochen bedrohen heftige Buschbrände vor allem den Südosten des Kontinents. Nach Angaben der Regierung kamen bislang 28 Menschen und Hunderte Millionen Tiere durch die Brände ums Leben. Kurz vor dem Start der Australian Open hat sich die Lage nun auch in Melbourne – Australiens zweitgrößter Stadt – dramatisch verschlechtert. „Über Nacht ist die Luft in Melbourne weltweit am schlechtesten geworden“, sagte der zuständige Gesundheitsbehörden-Chef Brett Sutton am Dienstag. Aufgrund der rekordverdächtig schlechten Luftqualität wurde die Bevölkerung in der australischen Metropole aufgefordert, drinnen zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das galt anscheinend aber nicht für die Tennis-Profis, die am Dienstag auf die Plätze im Melbourne Park mussten.

Australian Open: Tennis-Profis kämpfen mit dem Qualm in Melbourne
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Tennis-Profis kämpfen mit dem Qualm in Melbourne

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Mit welchem Risiko das verbunden war, zeigte sich im Qualifikationsspiel zwischen der Slowenin Dalila Jakupovic und der Schweizerin Stefanie Vögele. Beim Stand von 6:4, 5:6 war die 28-jährige Jakupovic zu Boden gegangen und nach einem heftigen Hustenanfall von einer Betreuerin vom Platz geführt worden. „Es war wirklich schlimm. So etwas habe ich noch nie erlebt, ich hatte wirklich Angst, dass ich kollabiere“, sagte Jakupovic anschließend. „Darum bin ich runter. Weil ich nicht mehr laufen konnte. Am Boden war es etwas einfacher, Luft zu bekommen.“ Die Organisatoren hatten den Beginn der Qualifikationsmatches bereits wegen der verrauchten Luft von 10 Uhr Ortszeit auf 11.30 Uhr verschoben.

Auch das Showmatch mit der deutschen Spielerin Laura Siegemund und der einstigen Weltranglistenersten Maria Scharapowa aus Russland beim Einladungsturnier in Melbournes Stadtteil Kooyong musste nach knapp zwei Stunden vorzeitig beendet werden. „Ich habe gemerkt, dass ein bisschen Husten hochkam am Ende des zweiten Satzes. Ich dachte, ich bin krank“, sagte Scharapowa. Scharfe Kritik an der Durchführung übte Elina Switolina, Weltranglisten-Fünfte aus der Ukraine, über Twitter: „Warum müssen wir darauf warten, dass etwas Schlimmes passiert, um etwas zu unternehmen?“. Dazu postete sie ein Foto, das die Luftqualität in Melbourne als „sehr ungesund“ bezeichnete.

Dass die Spiele trotz katastrophaler Bedinungen durchgeführt werden, kann auch Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in NRW nicht nachvollziehen. „Es ist heftig, dass dort trotzdem gespielt wird. 98 Prozent aller Brandtoten verbrennen nicht, sondern ersticken am Brandrauch. Dieser Rauch ist extrem gefährlich, weil dadurch weniger Sauerstoff in der Luft ist“, sagte er. Wie extrem Melbourne am Dienstag unter dem Brandrauch litt, bewiesen die unzähligen Rauchmelder, die den Tag über Alarm schlugen. „Rauchmelder sind deshalb so wichtig, weil sie vor der Erstickungsgefahr warnen sollen“, erklärt Schöneborn weiter. Eine Warnung, die – zumindest bei den Organisatoren der Australian Open – kein Gehör fand. (mit dpa)

(seka/dpa)
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