Australian-Open-Finale Kvitova kann Tennis-Comeback mit Titel krönen

Melbourne · Der Einzug in das Australian-Open-Finale bedeute ihr alles, sagte Petra Kvitova vor dem Endspiel gegen Naomi Osaka. Vor zwei Jahren stand die Tennis-Karriere der Tschechin noch vor dem Aus.

 Petra Kvitova feiert den Einzug ins Finale.

Petra Kvitova feiert den Einzug ins Finale.

Foto: AP/Kin Cheung

Das traumatische Erlebnis hat sich in die Psyche von Petra Kvitova eingegraben. Wie tief, ließ das Siegerinterview nach dem Finaleinzug bei den Australian Open erahnen. „Willst du mich schon wieder zum Weinen bringen?“, fragte der tschechische Tennis-Star den ehemaligen Profi Jim Courier, als er wissen wollte, was ihr das erste Grand-Slam-Finale seit dem Vorfall vom Dezember 2016 bedeute.

Damals verletzt ein Einbrecher Kvitova mit einem Messer schwer an ihrer linken Schlaghand. Monatelang zweifelte selbst ihr Arzt daran, ob die zweimalige Wimbledonsiegerin wieder würde spielen können.

Vor dem Finale gegen US-Open-Siegerin Naomi Osaka an diesem Samstag (09.30 Uhr MEZ/Eurosport) in Melbourne berichtete die 28-Jährige über die schwere Zeit. Nicht viele Menschen hätten daran geglaubt, dass sie jemals wieder Tennis spielen kann - und dann auch auf einem so hohen Niveau.

Die fehlenden Erfolge nach ihrer Rückkehr hätten an ihr genagt, aber ans Hinwerfen habe sie nie gedacht, auch nicht nach einer bitteren Erstrunden-Niederlage in Australien gegen die Darmstädterin Andrea Petkovic vor einem Jahr. „Es wäre sehr schlimm, wenn ich ans Aufhören gedacht hätte. Ich bin ein Mensch, der niemals aufgibt“, betonte sie am Freitag. Der Einzug in ihr erstes großes Finale seit Wimbledon 2014 schmecke daher wahrscheinlich süßer, als er sollte.

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Im bisherigen Turnierverlauf trat Kvitova, die schon das Vorbereitungsturnier in Sydney gewann, mit viel Selbstvertrauen auf. Dabei war ihr nach dem Überfall unwohl, wenn sie irgendwo allein war. Sie erinnerte sich daran, wie sie bei ihrem Club in Prag zum ersten Mal wieder allein in der Kabine war und danach ihrem Team berichtete, dass sie sich dabei wieder okay gefühlt habe.

Mit einem Erfolg über Osaka kann die mehrfache Fed-Cup-Gewinnerin nicht nur erste tschechische Siegerin in Melbourne seit 1987 werden, sondern sogar zum ersten Mal die Nummer eins der Welt. Kvitova sieht das als Bonus, Osaka auch. Die Aufsteigerin der vergangenen Monate will nach dem US-Open-Triumph vor allem ihren zweiten Grand-Slam-
Titel gewinnen.

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Mehr als einen Erfolg nacheinander bei den vier größten Turnieren schaffte zuletzt Serena Williams 2015, bei den vergangenen 14 Grand Slams gab es 14 verschiedene Siegerinnen.

So ruhig, mitunter schüchtern, manchmal aber auch witzig Osaka nach ihren Partien auftritt, so bissig präsentiert sich die 21-Jährige auf dem Platz. Richtig glauben kann auch sie nicht, dass sie wieder um einen der größten Titel spielt, für den es umgerechnet fast 2,6 Millionen Euro gibt. „Es fühlt sich ein bisschen unwirklich an“, sagte sie. Andererseits zeige es, welche Arbeit sie in die Vorbereitung gesteckt habe.

In der Vorbereitung verlor Osaka in Brisbane, danach hatte sie das Gefühl, zu negativ geworden zu sein. „Ich neige dazu“, sagte sie in Melbourne, wo sie in kritischen Situationen nie aufgab. „Ich glaube, darauf bin ich am stolzesten“, erklärte die Tochter eines Haitianers und einer Japanerin, die auch US-Staatsbürgerin ist und in Florida lebt.

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Osaka wäre die erste japanische Australian-Open-Siegerin. Obwohl es das erste Duell ist, kennt sie Kvitova gut. „Ich habe sie im Wimbledon-Finale gesehen. Ich weiß, was für eine großartige Spielerin sie ist.“ Und was für eine willensstarke dazu - wie Osaka.

(rent/dpa)
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